# taz.de -- Das jüdische Museum wird erweitert: Lernort Holzkiste | |
> Die Erweiterung für das Jüdische Museum wird schräg: Architekt Libeskind | |
> stellt gekippte Kuben vor. In die Ex-Blumenhalle kommen Archive und eine | |
> Akademie. | |
Bild: So soll die Erweiterung aussehen. | |
Große Holzkisten - Transportkisten mit den Nachlässen Exilierter - sind die | |
Vorbilder für Daniel Libeskinds Erweiterungsbau für das Jüdische Museum | |
Berlin (JMB). Ab Sommer wird vor der ehemaligen Blumengroßmarkthalle | |
gegenüber dem Museum ein gekippter Kubus als Eingangsgebäude entstehen. Im | |
Innern der Halle findet der Besucher zwei weitere große | |
gegeneinandergekippte Quader vor, die ein Auditorium und die Bibliothek | |
beinhalten. Geplante Eröffnung: 2011. | |
Während der Eingangskubus wie das Jüdische Museum in den typischen | |
Titanzinkpaneelen ausgeführt werden soll, verkleidet Libeskind die schiefen | |
Würfelhäuser im Innern - Kisten entsprechend - mit Holz. Aus ihnen ragen | |
als weitere Innenausbauten zwei Flügel in Holzkonstruktionen in die 117 | |
Meter tiefe schlichte und weitgehend unverändert gelassene | |
Blumenmarkthalle. Lesesäle, Archiv- und Studien- sowie Büroräume um einen | |
künstlichen Gartenbereich befinden sich darin. | |
Mehr als 2.500 Quadratmeter zusätzliche Fläche erhält das Museum damit. | |
Weil die Halle nur zu 60 Prozent genutzt wird, kann sich das JMB bei Bedarf | |
noch einmal erweitern. | |
"Sowohl die Kuben als auch die Holzkonstruktionen waren Daniel Libeskind | |
und uns als Symbole besonders wichtig", sagte JMB-Kuratorin Cilly Kugelmann | |
am Dienstag bei der Präsentation des Entwurfs. Sie stünden für die mobilen | |
Vermächtnisse, die tagtäglich dem Museum aus aller Welt zugehen. "Diese | |
können in der neuen Akademie nun der breiten Öffentlichkeit zugänglich | |
gemacht werden." | |
Der Erweiterungsbau des Jüdischen Museums für rund 10 Millionen Euro wird | |
also ein Studien- und Lernort - und kein Museum. Dem JMB stünden für seine | |
Ausstellungen ausreichend Räume zur Verfügung, betonte Kugelmann. Für seine | |
Archive mit 1.500 Familiensammlungen, wissenschaftlichen Dokumenten sowie | |
Zeugnissen zur Vermittlung jüdischen Lebens - und Sterbens - hingegen | |
fehlten Flächen. Darum habe man 2009 dankbar zugegriffen, als der | |
umstrittene Standort - für den sich auch die "Initiative Kunsthalle" und | |
die Berlinische Galerie interessierte - zur Disposition stand. | |
Man sei über diese Lösung "sehr glücklich", erklärte W. Michael Blumenthal, | |
Chef des Jüdischen Museums. "Unsere Bereiche Bildung, pädagogische | |
Vermittlung und wissenschaftliche Arbeit sind damit unter einem Dach | |
vereint." | |
Zudem könnten seit Langem anvisierte Ziele wie ein Fellowship-Programm, | |
eine jährliche "Sommerakademie" für andere Jüdische Museen in Europa oder | |
breiter angelegte Symposien und Workshops umgesetzt werden. Nach Ansicht | |
Blumenthals gelinge es mit Libeskinds Architektur, insgesamt ein | |
"faszinierendes Gebäudeensemble entstehen zu lassen". | |
Richtig ist, dass durch den Abriss der Parkhäuser und einer "Freilegung" | |
der dreischiffigen Glasdachhalle aus dem Jahr 1965 der Ort an der | |
Lindenstraße eine ganz neue Atmosphäre und Größe erhalten wird. Klaus | |
Wowereit, der die geplante städtische Kunsthalle dort nicht haben wollte, | |
wird sich über die Potenziale der Architektur noch wundern. | |
Schwerer gelingen dürfte der räumliche Zusammenhalt zwischen dem Jüdischen | |
Museum und der neuen Akademie, sagen Architekturkritiker: Die Lindenstraße | |
ist sehr breit, der Erweiterungsbau liegt tief im Grundstück Richtung | |
Friedrichstraße. Eine Brücke über die Straße mit ihren vielen | |
Sicherheitsvorkehrungen wird es nicht geben. Schließlich könnte die | |
Entscheidung, dort keine Museumsprojekte stattfinden zu lassen, die | |
"Außenstelle" noch mehr isolieren. Kunstausstellungen dagegen könnten den | |
Bruch überwinden helfen. | |
12 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Rolf Lautenschläger | |
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