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# taz.de -- Auswertung des polnischen Flugschreibers: Der unbekannte Unbefugte
> Fünf Wochen ist es her, dass ein Großteil von Polens Führungselite bei
> einem Flugzeugabsturz umkam - darunter Präsident Kaczynski. Laut
> Flugschreiber waren Unbefugte im Cockpit.
Bild: Präsident Kaczynski auf einem Plakat mit der Zeile"Ehre sei mit ihm".
MOSKAU dpa | Fünf Wochen nach dem tödlichen Flugzeugabsturz des polnischen
Präsidenten Lech Kaczynski in Russland hat die bilaterale
Untersuchungskommission MAK den Piloten eine Mitschuld gegeben. Die Piloten
hätten trotz mehrfacher Warnung vor dichtem Nebel versucht, die Maschine
vom Typ Tupolew TU-154 auf dem Flughafen der Stadt Smolensk zu landen. Das
sagte die Leiterin der Kommission, Tatjana Anodina, am Mittwoch nach
Angaben der Agentur Interfax in Moskau. Die offizielle Untersuchung des
Absturzes mit insgesamt 96 Toten habe zudem ergeben, dass die Piloten nicht
besonders flugerfahren gewesen seien und in Polen kein spezielles
Krisentraining erhalten hätten.
Die Auswertung der Flugschreiber ergab laut Anodina, dass sich kurz vor dem
Absturz außer der Crew "unbefugte Personen" im Cockpit befunden hätten. Die
polnische Seite versuche derzeit, die Stimmen zuzuordnen. Die
Kommissionschefin schloss erneut einen terroristischen Anschlag oder einen
technischen Defekt aus. Das Flugzeug habe genug Treibstoff an Bord gehabt,
um die vom Flughafen Smolensk vorgeschlagenen Ausweich-Landeorte Minsk oder
Moskau zu erreichen. Laut dem Cheftechniker der Untersuchungskommission,
Alexej Morosow, streifte die Tupolew beim Landeversuch einen Baum. Danach
hätten die Piloten die Kontrolle über das Flugzeug verloren.
Die Präsidentenmaschine mit Kaczynski und 95 weiteren ranghohen Passagieren
war am 10. April abgestürzt. Niemand überlebte. Die Delegation, darunter
Kaczynskis Frau, war auf dem Weg zu einer Gedenkfeier im westrussischen
Katyn, dem Ort eines sowjetischen Massakers an tausenden Polen im Frühjahr
1940. Unmittelbar nach der Katastrophe waren [1][Spekulationen] laut
geworden, dass einer der Passagiere Druck auf die Piloten ausgeübt haben
könnte, trotz des Nebels zu landen. Grund könnte gewesen sein, dass die
Delegation nicht zu spät nach Katyn kommen wollte. Nach Angaben der
Ermittler war die Maschine schon mit deutlicher Verspätung in Polen
gestartet.
19 May 2010
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