# taz.de -- Hühner und Eier: Dioxinfutter auch in konventionellen Höfen | |
> Der Dioxinskandal in der Geflügelbranche weitet sich aus. Neben | |
> Biobetrieben ist das belastete Futter auch an 20 konventionelle Betriebe | |
> ausgeliefert worden. | |
Bild: Bisher war nur bekannt, dass der als öko zertifizierte Mais an Biotiere … | |
Die Behörden haben zunächst verschwiegen, dass der jüngste Dioxin-Skandal | |
in der Landwirtschaft nicht nur Bio-, sondern auch konventionelle Betriebe | |
erfasst. Niedersachsens Futtermittelaufsicht Laves erfuhr einer Sprecherin | |
zufolge wenige Tage nach Bekanntwerden der ersten Dioxin-Funde, dass mit | |
dem krebserregenden Gift belasteter Mais auch an konventionelle Betriebe | |
geliefert wurde. In den Pressemitteilungen des zuständigen | |
Agrarministeriums in Hannover tauchte diese Information aber nie auf. Dort | |
war anfangs nur von den Ökobetrieben die Rede, später ließen die Beamten | |
die Angaben zur Wirtschaftsweise weg. | |
Dabei ist die Frage von politischer Bedeutung. CDU/CSU und FDP versuchten | |
nach Angaben der Grünen, bei einer Sitzung des Agrarausschusses des | |
Bundestages der Biobranche die Schuld an der Verseuchung zuzuschieben. Der | |
von konventionellen Betrieben dominierte Bauernverband kritisierte laut | |
Nachrichtenagentur dpa das Kontrollsystem für Bio, obwohl die Überprüfung | |
auf Dioxine nicht Aufgabe der Öko-Inspekteure ist. Sollten auch | |
konventionelle Farmen betroffen sein, ließe sich der Fall nicht mehr so | |
leicht als "Bio-Skandal" bezeichnen. | |
Dass die Angelegenheit dennoch meist so wahrgenommen wird, ist auch dem | |
CDU-geführten Agrarministerium von Niedersachsen zu verdanken. Es schrieb | |
in einer Mitteilung vom 7. Mai über die bundesweit ersten Dioxin-Funde in | |
dem Fall: "Die betroffenen Legehennenbetriebe arbeiten nach den Methoden | |
des ökologischen Landbaus." | |
Am vergangenen Freitag gab das Ministerium eine weitere Mitteilung zu dem | |
Thema heraus: Niedersachsen habe nun auch Schlachtverbote gegen 15 | |
Legehennen- und vier Putenmastbetriebe erlassen. Erst auf Nachfrage der taz | |
sagte Sprecher Gert Hahne, dass "ungefähr die Hälfte" konventionelle | |
Betriebe seien. Am Dienstag zog er diese Aussage wieder zurück, jetzt | |
sollten "ausschließlich Biobetriebe betroffen" sein. Doch dabei geht es nur | |
um die ausgesprochenen Schlachtverbote - nicht um die Frage, ob | |
konventionelle Betriebe Dioxin-Mais erhalten haben. Laves-Sprecherin | |
Hiltrud Schrandt bestätigte nämlich, dass ihr Amt "innerhalb weniger Tage" | |
nach Bekanntwerden des ersten Funds auch von den Mais-Lieferungen an | |
konventionelle Betriebe erfahren habe. | |
"Es ist unfair, wenn nicht die ganze Wahrheit kommuniziert wird", sagte der | |
Geschäftsführer des Bio-Bauernverbands Naturland, Steffen Reese. Und die | |
Grünen-Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken forderte Schwarz-Gelb auf, | |
"diese billige Polemik" gegen Bio zu beenden. Ministeriumssprecher Hahne | |
nannte die Vorwürfe eine "absurde Unterstellung". "Die Pressemitteilung war | |
in Ordnung, und wir haben auf Nachfragen immer korrekt geantwortet." | |
21 May 2010 | |
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