# taz.de -- Museumskrise: Auf der Abschussliste | |
> Nach der Gegenwarts-Galerie macht auch das Altonaer Museum wegen | |
> Brandschutz-Sanierung dicht. Die zunächst geplante Totalschließung ist | |
> aber vom Tisch. | |
Bild: Pflegeintensiv: Die Postkartensammlung des Altonaer Museums. | |
Torkild Hinrichsen, Direktor des Altonaer Museums, ist zufrieden mit dem | |
Staub, den er aufgewirbelt hat. "Natürlich haben wir Federn gelassen, aber | |
letztlich war dies ein reinigendes Gewitter", sagt er. In einem Interview | |
mit dem Hamburger Abendblatt hatte er von der bevorstehenden Schließung des | |
Museums berichtet. Ab 11. Oktober sollte das Haus für mindestens | |
zweieinhalb Jahre geschlossen werden. Das habe die Vermieterin, die | |
städtische Hamburger Immobilien Management Gesellschaft (IMPF), angeordnet. | |
Sie habe ihn aufgefordert, bis dahin sämtliche Exponate aus dem Haus zu | |
räumen. | |
Eine merkwürdige Koinzidenz, dass dies mitten in der Diskussion um die | |
Schließung der Kunsthallen-eigenen Galerie der Gegenwart geschieht. Auch | |
sie soll monatelang dichtmachen - laut Kulturbehörde wegen Sanierung der | |
Brandschutz-Klappen. Die Kunsthalle dagegen sagt, nur so seien bis Ende | |
2010 die rund 220.000 Euro zu sparen, die Kultursenatorin Karin von Welck | |
(parteilos) fordere. | |
Nun also das Altonaer Museum, dessen Direktor recht unvermittelt mit dieser | |
Neuigkeit herausplatzte und am nächsten Tag - nach einem Rapport in der | |
Kulturbehörde - zurückruderte. Inzwischen ist er der Senatorin "dankbar" | |
dafür, dass sie ihn und die IMPF wieder an einen Tisch gebracht habe. "Wir | |
verhandeln jetzt erstmals über eine vernünftige Portionierung, will sagen: | |
über die Abfolge der Sanierung, bei der eine Totalschließung vermieden | |
werden soll", sagte er der taz am Freitag. Solche Gespräche habe es vorher | |
nicht gegeben. "Wir hatten keinerlei Daten bezüglich des Ablaufs und haben | |
mit dem worst case - der Totalschließung - gerechnet", sagte Hinrichsen. | |
Die ist aber wohl vom Tisch. "Es ist von keiner Seite erwünscht oder | |
geplant, das Altonaer Museum im Zuge dieser Maßnahmen komplett zu | |
schließen", ließ von Welck mitteilen. Einen Zusammenhang mit dem Sparzwang | |
für die vier stadthistorischen Museen, zu denen das Altonaer Museum zählt, | |
erwähnte sie nicht - Hinrichsen dagegen sah ihn durchaus: "Wenn man gemein | |
denkt, könnte man auf den Gedanken kommen, dass die Brandschutzertüchtigung | |
nicht zufällig gerade jetzt auf uns zukommt", hatte er vor zwei Tagen | |
gesagt. Am Freitag klang das schon anders: Die zeitliche Koinzidenz "könnte | |
zufällig sein". | |
Problematisch ist allerdings die Finanzierung der Umräumarbeiten während | |
der Sanierung. Denn mit deren Fortschreiten müssen die Exponate immer | |
wieder umgelagert werden. Rund drei Millionen Euro wird das laut Hinrichsen | |
kosten, und die hat er nicht. "Unser Haushalt ist - obwohl von einer von | |
der Kulturbehörde eingesetzten Expertenkommission als auskömmlich | |
bezeichnet - auf Null gesetzt: Unser Geld reicht zum Aufschließen der Türen | |
und zum Anknipsen des Lichts." | |
Zudem habe das Museum während der letzten Jahre ein Defizit angehäuft, das | |
"dramatisch hoch" sei. Dies könne allerdings auch eine zweijährige | |
Schließung nicht auffangen, sagte Hinrichsen. Im Gegenteil: "So etwas | |
kostet mehr Personal, nicht weniger", sagte er am Freitag. | |
Von welchem Geld er also nicht nur das Defizit decken, sondern auch noch | |
drei Millionen für den Umbau nehmen will, weiß er nicht. "Da braucht es | |
entweder ein Wunder, oder man erwirtschaftet es selbst, oder jemand kommt | |
vorbei, der das Geld zufällig hat." Realistisch sei keine der Optionen. | |
Hinrichsen: "Da brauchen wir viel Phantasie." | |
28 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Petra Schellen | |
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