# taz.de -- Sparhaushalt im Familienminstierium: Kinderbetreuung ist Spar-Tabu | |
> Geht es nach Familienministerin Kristina Schröder (CDU) wird nicht beim | |
> Kita-Ausbau gespart, dafür am Betreuungsgeld. Das Bundeskabinett | |
> erarbeitet den Sparhaushalt. | |
Bild: Kristina Schröder ließ Sparwillen erkennen. | |
BERLIN taz | Sparen ja, aber bitte nicht in meinem Ressort. So lautet die | |
offizielle Kampfansage der meisten MinisterInnen, wenn über notwendige | |
Haushaltskürzungen debattiert wird. In der aktuellen Runde gab es eine | |
frühe Ausnahme. Während sich die meisten Ministerien noch bedeckt hielten, | |
ließ Frauen- und Familienministerin Kristina Schröder (CDU) relativ schnell | |
ihren Sparwillen erkennen: beim Eltern- und Betreuungsgeld. | |
Es müsse geprüft werden, wie und ob das Betreuungsgeld in Höhe von 150 Euro | |
für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen, finanzierbar sei, sagte die | |
Ministerin mehrfach. Auch für das Elterngeld, das Mütter und Väter 12 und | |
maximal 14 Monate lang nach der Geburt eines Kindes erhalten, könne | |
Kristina Schröder "keine Garantie übernehmen". Derzeit beträgt das | |
Elterngeld 67 Prozent des Bruttoeinkommens und höchstens 1.800 Euro im | |
Monat. | |
Dafür schließt Kristina Schröder Kürzungen an den Ausgaben für den Ausbau | |
der Kinderbetreuung aus. Auch den für 2013 geplanten Rechtsanspruch auf | |
einen Kitaplatz für unter Dreijährige will sie erhalten. Das sagte sie in | |
einem Interview im Tagesspiegel am Sonntag: "Dafür sind vier Milliarden | |
Euro Bundesmittel vorgesehen. Daran rühre ich nicht." | |
Der scheidende hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hatte vor drei | |
Wochen gefordert, die Betreuungsplatzgarantie und andere familienpolitische | |
Projekte der Bundesregierung auf ihre Finanzierbarkeit hin zu überprüfen. | |
Von den 4 Milliarden Euro des Bundes für den Kitaplatzausbau sollen 2,15 | |
Milliarden Euro für Investitionen in Betreuungsplätze, und 1,85 Milliarden | |
für Betriebskosten verwendet werden, teilte das Familienministerium auf | |
taz-Anfrage mit. Ab 2014 soll der Bund darüber hinaus dauerhaft jährlich | |
770 Millionen Euro für den laufenden Betrieb bereitstellen. | |
Der Gesamtetat des Familienministeriums für 2010 umfasst 6,56 Milliarden | |
Euro. Davon sind für das Elterngeld 4,48 Milliarden Euro eingeplant. | |
Das Kabinett will sich in seiner Klausursitzung am 6. und 7. Juni in | |
Meseberg mit dem Etat und den Sparvorgaben befassen. Klar ist, dass sich | |
jedes Ministerium auf Sparmaßnahmen einstellen muss. Von 2011 bis 2016 muss | |
der Bund jährlich 10 Milliarden Euro einsparen. Das Finanzwissenschaftliche | |
Forschungsinstitut der Universität Köln schlägt in einer Studie Kürzungen | |
u. a. der Hartz-IV-Ausgaben, der Zuschlägen für Sonntags-, Feiertags- und | |
Nachtarbeit und der Pendlerpauschale vor. Die Koalition schließt derzeit | |
Steuererhöhungen nicht aus. | |
Auf Kürzungen dürfte sich auch die Bundesanstalt für Arbeit (BA) | |
einstellen. BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt warnte jedoch davor, bei den | |
10 Milliarden Euro für die Arbeitsmarktpolitik zu sparen. Davon betroffen | |
wären vor allem die Alleinerziehenden. Erst im April hat Arbeitsministerin | |
Ursula von der Leyen (CDU) Maßnahmen angekündigt, um Alleinerziehenden die | |
Jobsuche zu erleichtern. | |
40 Prozent aller Alleinerziehenden in Deutschland sind nach Angaben des | |
Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg auf Hartz IV | |
angewiesen. Insgesamt beziehen etwa 650.000 Alleinerziehende die | |
Grundsicherung, 95 Prozent davon sind Frauen. | |
"Wenn wir keine Angebote mehr machen können für alleinerziehende Frauen, | |
die einen Schulabschluss oder eine Ausbildung nachholen wollen, dann lassen | |
wir diese Frauen auf Dauer in der Grundsicherung. Das wäre das Teuerste, | |
das wir uns überhaupt nicht leisten können. Sparen hier wäre falsch", sagte | |
Alt. | |
30 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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