| # taz.de -- WAHLKAMPF LÄUFT: Sparen mit der CDU | |
| > Zur Haushaltssanierung will die CDU die Schuldenbremse in die | |
| > Landesverfassung aufnehmen und macht ein paar halbherzige Vorschläge für | |
| > "brutalstmögliches Sparen". | |
| Bild: Diese Zeiten sehnt Thomas Röwekamp zurück: 2006 als CDU-Innensenator ga… | |
| Die Bremer CDU will nach dem Vorbild Schleswig-Holsteins eine | |
| Schuldenbremse in der Landesverfassung verankern. Eine entsprechende | |
| Gesetzesinitiative stellte sie gestern vor. Bremen würde sich dann auch | |
| über das Grundgesetz hinaus verpflichten, bis 2020 das strukturelle | |
| Haushaltsdefizit auf Null zu reduzieren. Zugleich will die CDU die | |
| Selbstbindung daran knüpfen, dass die schwarz-gelbe Bundesregierung "keine | |
| wesentlichen Mehrbelastungen und Mindereinnahmen für die Länder und | |
| Kommunen" beschließt. Auch bei "Naturkatastrophen" und in | |
| "außergewöhnlichen Notsituationen" soll Verschuldung weiter möglich sein. | |
| Die SPD will den Vorstoß zunächst in den Gremien beraten, bevor sie sich | |
| äußert. Für die Grünen ist eine solche - in der Vergangenheit bereits | |
| diskutierte - Regelung zwar "nicht ausgeschlossen", sagte deren | |
| Haushaltspolitiker Hermann Kuhn. Auch sei der CDU-Vorstoß nicht nur "reine | |
| Symbolpolitik". Jedoch komme er "zu früh", weil die Schuldenbremse zwar | |
| schon im Grundgesetz verankert ist, deren nähere Konkretisierung aber noch | |
| aussteht. Zudem klagt Schleswig-Holstein derzeit vor dem | |
| Bundesverfassungsgericht gegen das Verschuldungsverbot im Grundgesetz. | |
| Allerdings nur gegen das formelle Zustandekommen der Verfassungsänderung, | |
| nicht gegen den Inhalt. Deswegen hat das Land jüngst mit Zustimmung von | |
| CDU, FDP, SPD und Grünen eine entsprechende Regelung in die | |
| Landesverfassung aufgenommen. | |
| 2010 wird allein die Neuverschuldung in Bremen mehr als eine Milliarde Euro | |
| betragen. Doch bei der Frage, wo genau gespart werden soll, blieb | |
| CDU-Partei- und Fraktionschef Thomas Röwekamp wage - auch wenn er dem | |
| "brutalstmöglichen Sparen" das Wort redete. Zwar äußerte er allerlei | |
| Vorschläge - doch die waren eher als Idee, denn als konkrete Forderung | |
| formuliert. | |
| Der Jura-Studiengang an der Bremer Uni etwa könnte verzichtbar sein, sagt | |
| der ebenda ausgebildete Jurist Röwekamp, schließlich gebe es das Fach auch | |
| in Hamburg und Hannover. Auch müsse nicht jede frei werdende Lehrerstelle | |
| in Bremen auch wieder besetzt werden. Und bei den Zuwendungen an Vereine | |
| und Verbände vermutet die CDU ebenfalls großes Einsparpotential. Für den | |
| öffentlichen Dienst brachte Röwekamp ferner erneut die Idee eines | |
| Sondertarifvertrages für Bremen auf den Tisch. Eine Gehaltserhöhung um drei | |
| Pozent koste Bremen 54 Millionen Euro. Eine Nullrunde im öffentlichen | |
| Dienst könne da ebenso eine Maßnahme sein wie die Erhöhung der | |
| Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 40 Stunden. Und dann ist da noch die | |
| teilstaatliche Wohnungsbaugenossenschaft Gewoba, die die CDU jetzt | |
| vielleicht doch verkaufen will. Einer jährlichen Ausschüttung von 8,5 | |
| Millionen Euro stünden Steuerausgaben für die Gewoba von 30 Millionen Euro | |
| gegenüber, rechnete Röwekamp vor, weswegen der Verkauf auch eine | |
| "nachhaltige Entlastung" sei. Gleichwohl ist der Gewoba-Verkauf in der | |
| offiziellen CDU-Linie derzeit nur ein "Prüfauftrag". Ansonsten gilt: "Wo | |
| wir konkret sparen", so Röwekamp, "das sagen wir ihnen, wenn wir im | |
| kommenden Jahr wieder regieren." | |
| 1 Jun 2010 | |
| ## AUTOREN | |
| Jan Zier | |
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