# taz.de -- Generationswechsel: Konservativer Modernisierer | |
> CDU-Landeschef David McAllister soll Nachfolger des niedersächsischen | |
> Ministerpräsidenten Christian Wulff werden. Der Deutsch-Schotte pflegt | |
> ein Image als Hardliner, verschließt sich aber nicht der | |
> gesellschaftlichen Entwicklung. | |
Bild: Darf bald selbst lenken: David McAllister bei der Ablösung von Christian… | |
Der nächste Ministerpräsident Niedersachsens könnte David McAllister | |
heißen. Die CDU-Landtagsfraktion hat ihren Vorsitzenden als Nachfolger von | |
Christian Wulff in dem Amt nominiert. Die Fraktion habe für den Fall, dass | |
Christian Wulff Bundespräsident werde, einstimmig beschlossen, McAllister | |
zum Ministerpräsidenten zu wählen, sagte Fraktionsgeschäftsführer Björn | |
Thümler am Montag in Hannover. Am Freitag hatte bereits der | |
CDU-Landesvorstand für McAllister als Wulff-Nachfolger votiert. | |
CDU-Landes- und Fraktionschef McAllister versicherte, man werde jetzt die | |
Bundesversammlung am 30. Juni abwarten. Falls Wulff zum Bundespräsidenten | |
gewählt werde, finde am 1. Juli eine Landtagssondersitzung statt. "Ich | |
würde mich in diesem Fall auch einer Wahl zum Ministerpräsidenten stellen", | |
sagte er. | |
Falls Wulff zum Bundespräsidenten und er selbst zum Ministerpräsidenten | |
gewählt werde, solle Björn Thümler sein Nachfolger als Vorsitzender der | |
CDU-Landtagsfraktion werden, sagte McAllister. Wulff solle bis zur | |
Bundesversammlung im Amt bleiben, schlug der CDU-Politiker vor. "Ein | |
vorzeitiger Rücktritt, wäre ein Signal, dass man das Votum der | |
Bundesversammlung nicht abwarten kann", warnte er. | |
Sollte McAllister gewählt werden, wäre er mit seinen 39 Jahren der Jüngste | |
unter den Ministerpräsidenten. Sein Aufstieg ist etwas für Leute, die | |
Rhythmen mögen: 1988 der CDU beigetreten, zehn Jahre später in den Landtag | |
gewählt, weitere zehn Jahre später zum Landesvorsitzenden erkoren - man | |
fragt sich unwillkürlich, wo dieser Mann in weiteren zehn Jahren angekommen | |
sein wird. Im Bundesvorsitz? Oder gar im Bundeskanzleramt, wie eine | |
schottische Zeitung nicht ohne Nationalstolz spekulierte. | |
McAllister gilt als großes politisches Talent. Er kann es an | |
Schlagfertigkeit mit dem SPD-Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel aufnehmen, | |
seinem zeitweiligen Gegenspieler auf SPD-Seite im Landtag - was etwas | |
heißen will. In der Zusammenarbeit mit Wulff fiel ihm die Rolle des | |
Wadenbeißers zu: Wulff konnte den Landesvater spielen, während McAllister | |
nach Kräften die Opposition vorführen sollte. Das gelang ihm so gut, dass | |
er vor zwei Jahren mit einer SED-Mehrheit als Nachfolger Wulffs zum | |
CDU-Landesvorsitzenden gewählt wurde: 98,9 Prozent. Franz-Josef Strauß habe | |
einmal 99 Prozent geschafft, ließ er darauf angesprochen wissen. | |
McAllister gilt als bodenständig und konservativ. Der Familientradition | |
folgend, und vielleicht auch weil es ihm Farbe verleiht, hat er 2003 im | |
Kilt geheiratet. Er marschiert bei den Umzügen des Schützenvereins mit und | |
hält, schon aus politischem Selbsterhaltungskalkül, engen Kontakt mit | |
seinem Heimatwahlkreis Hadeln/Wesermünde. Das hat ihm sein Entdecker, der | |
pensionierte Landrat von Cuxhaven, Martin Döscher, geraten. | |
Weil ihn die Leute hinterm Deich gewählt haben, opponiert McAllister gegen | |
eine weitere Elbvertiefung: Natürlich arbeiteten auch viele Niedersachsen | |
im Hamburger Hafen. Eine bequeme Zufahrt nach Hamburg für immer größere | |
Containerschiffe dürfe jedoch nicht die Deiche gefährden. McAllister | |
bezeichnet sich selbst als konservativ und stellt sich in die Tradition so | |
unterschiedlicher PolitikerInnen wie Ronald Reagan, Margaret Thatcher und | |
Helmut Kohl. Er tritt für Studiengebühren ein und für eine moderate | |
Verlängerung der Laufzeiten bei den Atomkraftwerken. | |
Zugleich glaubt er, dass sich die CDU gesellschaftlichen Entwicklungen | |
nicht verschließen darf: Er hat sich dafür eingesetzt, die CDU für | |
AusländerInnen zu öffnen und findet, dass gleichgeschlechtliche | |
Lebenspartnerschaften möglich sein sollen. Er unterstützt die | |
Familienpolitik seiner Parteikollegin Ursula von der Leyen und hat den | |
Klimawandel zur "zentralen politischen Herausforderung unserer Zeit" | |
erklärt. Die Erhaltung der Lebensgrundlagen, formulierte die Fraktion unter | |
seiner Führung, sei "eine wertkonservative Aufgabe". | |
7 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |