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# taz.de -- Kommentar Jauch statt Will: Rechristiansenisierung
> Für eine kritische und pluralistische Öffentlichkeit ist die Berufung
> Jauchs ein Rückschritt. Will hatte das Sendungsprofil nach links
> verschoben, Jauch steht für Bürgerlichkeit.
Bild: Jauch verdrängt Will: Ein Rückschritt!
Nun also doch. Dreieinhalb Jahre nachdem Günther Jauch schon einmal als
Nachfolger von Sabine Christiansen für den prominenten Polittalk-Sendeplatz
am Sonntagabend in der ARD im Gespräch war, ist der Deal nun perfekt. Die
ARD-Oberen feiern das jetzt als "perfekten Coup".
Unter Marketingsgesichtspunkten mag das stimmen. Für eine kritische und
pluralistische Öffentlichkeit ist diese Berufung allerdings ein
Rückschritt. Nicht nur, weil man sich am omnipräsenten Dackelblick des
populären TV-Moderators längst sattgesehen hat. Sondern auch, weil mit
seiner Verpflichtung eine "Rechristiansenisierung" des sonntäglichen
Polittalks droht. Hatte Anne Will das Profil ihrer Sendung deutlich nach
links verschoben, so steht der mehrfache Millionär und Villenbesitzer aus
Potsdam, der sich auch ein wenig karitatives Engagement leistet, nun wieder
für bürgerlich-konservative Werte.
In Jauchs Verpflichtung zeigen sich die frappierende Mutlosigkeit und der
tief sitzende Minderwertigkeitskomplex des öffentlich-rechtlichen
Fernsehens. Statt stolz zu sein auf die Stars, die man wie Anne Will oder
Frank Plasberg aus eigener Kraft aufgebaut hat, und es als Kompliment zu
betrachten, wenn sie - wie Günther Jauch - eben irgendwann der besseren
Verdienstmöglichkeiten wegen zur privaten Konkurrenz wechseln, schielt man
immer wieder neidvoll auf deren Quoten. So kommt es, dass man einem
massentauglichen Mainstreamstar wie Jauch nun den roten Teppich ausrollt
und dafür das journalistische Eigengewächs Anne Will quasi zur
Zwischenlösung degradiert.
Das also plant die ARD mit dem vielen Geld, das sie durch die anstehende
Neuregelung der Rundfunkgebühren einzunehmen hofft. Innovation sieht
wahrlich anders aus.
11 Jun 2010
## AUTOREN
Daniel Bax
## TAGS
NDR
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