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# taz.de -- Kommentar Bloody Sunday: Spätes Eingeständnis
> Lange mussten sich die Angehörigen der Opfer Lügenmärchen über die
> Vorfälle am Bloody Sunday anhören. Der Untersuchungsbericht macht damit
> nun endlich Schluss.
War es das wert? Nicht nur die britischen Medien, sondern auch
Justizminister Kenneth Clarke lamentierten über die längste und teuerste
Untersuchung in der britischen Rechtsgeschichte, die Licht in die
Ereignisse am Bloody Sunday im nordirischen Derry vor 38 Jahren bringen
sollte, als 14 unbewaffnete Bürgerrechtsdemonstranten von britischen
Fallschirmjägern erschossen wurden.
Sicher, es ist viel zu viel Zeit zwischen den Ereignissen und dem Bericht
vergangen. Das hat das Leiden der Angehörigen der Opfer unnötig verlängert.
Wäre die erste Untersuchung 1972 objektiv gewesen und hätte zur
Strafverfolgung der schießwütigen Soldaten geführt, wäre nicht nur den
Angehörigen viel erspart geblieben, sondern vermutlich auch Nordirland,
denn der Konflikt wäre vielleicht nicht in dieser Form eskaliert. So aber
kam zum Schmerz über den Verlust der überwiegend jugendlichen Demonstranten
auch noch die Wut über die verlogene Untersuchung hinzu. Die Angehörigen
mussten 38 Jahre um das Eingeständnis der Verantwortlichen kämpfen, dass an
jenem Bloody Sunday 14 unschuldige Menschen getötet worden sind.
Bis zur Veröffentlichung des Berichts behauptete Oberstleutnant Derek
Wilford, der seine Fallschirmjäger gegen den Befehl seines Vorgesetzten auf
die Demonstranten losließ, dass seine Soldaten lediglich in Notwehr
gehandelt hätten. Viele Zeitungen schrieben bis zuletzt, dass die
Demonstranten bewaffnet gewesen seien. Politiker der nordirischen
Unionisten verstiegen sich gar zu der Behauptung, es habe an dem Tag gar
keine Toten gegeben: Sie seien in den Kühlhallen der Leichenhäuser
aufbewahrt und am Bloody Sunday aufgetaut und auf die Straße gelegt worden.
Mit all diesen Lügenmärchen hat der Untersuchungsbericht nun endgültig
Schluss gemacht. Das alleine war das Geld wert.
16 Jun 2010
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
Ralf Sotscheck
## TAGS
Premier League
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