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# taz.de -- Kommentar Lebensmittel-Ampel: Mehr als rot, gelb, grün
> Ausgewogene Ernährung lässt sich nicht so simpel abhandlen, wie es die
> drei Ampelfarben suggeriert hätten. Die Gesellschaft muss schon ein wenig
> mehr investieren.
Glaubt man Grünen und Linkspartei im Europaparlament, dann hat die
Fastfoodlobby die übersichtliche Kennzeichnung von Lebensmitteln mit den
Ampelfarben Rot, Gelb oder Grün verhindert. Doch die Mehrheit im Plenum,
die am Mittwoch die Ampelkennzeichnung ablehnte, ist nicht den Lobbyisten
auf den Leim gegangen. Sie hat lediglich ihren gesunden Menschenverstand
benutzt.
Ausgewogene Ernährung lässt sich nicht so simpel abhandeln, wie es drei
Farben suggerieren würden. Bei Milch vom Biohof mit ihrem hohen Fettgehalt
müsste nach dieser Logik die Ampel auf Rot stehen. Grünes Licht gäbe es
hingegen für Cola light, weil sie keinen Zucker, sondern Süßstoff enthält.
Würden alle Eltern ihren Kindern zum Frühstück Cola light statt Biomilch
vorsetzen, wäre damit der Volksgesundheit nicht gedient.
Anders sieht es bei Fertigprodukten aus, die den Verbraucher mit dem
Werbeargument locken, sie seien nahrhaft und gesund. Für die Bewertung von
Frühstücksflocken reicht der gesunde Menschenverstand nicht aus, da braucht
man schon das Chemielabor. Deshalb wird die neue EU-Verordnung dafür
sorgen, dass noch mehr Informationen auf die Packung kommen. Die
Befürworter der Ampel halten den Verbraucher damit für überfordert.
Die bisherigen Erfahrungen mit der Lebensmittelkennzeichnung zeigen aber,
dass ernährungsbewusste Kunden gern auch das Kleingedruckte lesen. Die
Kundschaft, die beim Discounter Maxipackungen in ihre Caddies türmt, kann
mit Nährwertangaben wenig anfangen. Konsumgewohnheiten, elterliche
Verantwortung und Essverhalten lassen sich nicht durch Punkte auf der
Müslipackung verändern. Wenn vernachlässigte Kinder besser essen sollen,
wird die Gesellschaft mehr investieren müssen als die Farben Rot, Gelb und
Grün.
17 Jun 2010
## AUTOREN
Daniela Weingärtner
## TAGS
Aufklärung
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