# taz.de -- Spekulationen über das DFB-Team: Ein Ball nur für die Deutschen | |
> Vor dem Spiel gegen Serbien wird spekuliert, warum die Deutschen so gut | |
> sind. Schuld soll ein gewisser Jabulani haben. Der ist rund, flattrig und | |
> irgendwie unberechenbar. | |
Bild: Alles in Ordnung: Die deutshen Spieler Müller (re.) und Badstuber beim F… | |
JOHANNESBURG taz | Die Deutschen sind die bisherigen Sieger bei dieser WM. | |
Darüber sind sich beinahe alle in Südafrika versammelten Journalisten | |
einig. Warum nur? Das fragen sich viele. Eine Antwort finden sie auch | |
schnell: es liegt am Teamgeist. Teamgeist? Da war doch was? Genau, so hieß | |
der Ball, den der deutsche Sportartikelgigant Adidas vor vier Jahren für | |
die WM in Deutschland entwickelte. Damals erzielten die Deutschen zum | |
Auftakt vier Tore - so wie in diesem Jahr mit dem neuen Ball Jabulani. Und | |
so gibt es tatsächlich die Vermutung, die Deutschen seien so gut, weil sie | |
am besten mit dem Ball aus deutschem Hause zurechtkommen. | |
Das hat Jamie Carragher gesagt, Abwehrspieler im englischen Team, der es | |
"unfair" findet, dass die Deutschen schon seit Monaten mit dem WM-Ball in | |
der Bundesliga spielen. Alle anderen hätten den Ball zum Feind, weil der | |
ganz anders fliege als andere Bälle. Tatsächlich war zu beobachten, dass | |
viele Flanken und hohe Pässe über mehr als 50 Meter weit über die Spieler | |
hinwegsegelten, die sie erreichen sollten. Nur bei den Deutschen sei das | |
nicht so gewesen, so Carragher, dem aber entgangen ist, dass die Spieler | |
Joachim Löws Wunsch, bitte sehr keinen einzigen hohen Ball zu spielen, | |
ausnahmslos beherzigt haben. | |
In der Tat gibt es Spieler, die den WM-Ball besser kennen als die anderen. | |
In vielen Ligen gibt es einen Ballsponsor. In Argentinien und Portugal ist | |
das Adidas. Da wird seit Jahresanfang mit Jabulani gekickt. Nur blöd, dass | |
die Schlüsselspieler dieser beiden Teams eben nicht in Argentinien oder | |
Portugal unter Vertrag stehen. Die Liga, in der die meisten Spieler bei | |
dieser WM beschäftigt sind, ist die englische Premier League. Dort wird mit | |
Bällen von Nike gespielt. Spieler, die dort unter Vertrag stehen, kommen | |
nur bei ihren Ausflügen zu den jeweiligen Nationalteams oder bei Einsätzen | |
im Europapokal mit anderen Bällen in Kontakt. | |
In der Bundesliga gab es bis dato keinen Ballsponsor. Jeder Klub spielte | |
mit dem Ball seines jeweiligen Ausrüsters. Wer die drei Streifen trägt, | |
durfte seit Dezember mit dem WM-Ball spielen. Kasey Keller, bis vor vier | |
Jahren Keeper des US-Teams, kritisiert das Ballsponsoring und sieht deshalb | |
auch die Deutschen im Vorteil. "Denen kannst du jeden Ball geben, weil sie | |
an jedem Spieltag einen anderen Ball vorgesetzt bekommen." | |
Das ist nun vorbei. In der nächsten Saison gibt es einen offiziellen | |
Bundesliga-Ball - von Adidas. Über den werden sich zu Saisonbeginn vor | |
allem die Torhüter beschweren. So wie es derzeit die WM-Keeper tun. | |
"Jabulani ist maximal ein Strandspielzeug", sagte Spaniens Iker Casillas. | |
Neu ist diesmal aber die Kritik der Feldspieler. Über die aber kann Bora | |
Milutinovic nur schmunzeln. Der 65-jährige Serbe, der fünf verschiedene | |
Nationalteams bei Weltmeisterschaften betreut hat, sagt: "Es gibt keinen | |
guten oder schlechten Ball, es gibt gute oder schlechte Spieler." | |
Demnach wäre Lionel Messi kein guter Spieler. Auch er hat sich über | |
Jabulani beschwert: "Wir können uns nicht an den Ball gewöhnen." Bei Adidas | |
hat man das sicher nicht gern gehört. Messi, der bei Adidas einen | |
Einzelvertrag hat, wird sich sicher bald anders äußern. So wie Michael | |
Ballack etwa: "Fantastisch, der Ball macht genau, was ich will." Das sind | |
Sätze, wie sie ein Sportartikelhersteller von seinem Markenbotschafter | |
erwartet. Ballack redet sich indes leicht. Beweisen muss der Verletzte es | |
bei der WM ja nicht, wie gut er kann - mit Jabulani. | |
17 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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