# taz.de -- Vorwurf gegen Autovermieter: Hickhack um Betriebsrat bei Sixt | |
> Der Autovermieter muss sich mit dem Vorwurf auseinandersetzen, dass er in | |
> Rostock die Gründung eines Betriebsrats torpediert habe, indem er vier | |
> unbequemen Mitarbeitern kündigte. | |
Bild: Mitbestimmung, nein danke: Autovermieter Sixt. | |
BERLIN taz | Es steht Aussage gegen Aussage: Seit April werfen vier | |
Mitarbeiter des Rostocker Sixt-Servicecenters dem Autovermieter vor, man | |
habe ihnen gekündigt, um eine Betriebsratsgründung zu verhindern. | |
Sixt-Sprecher Frank Elsner schrieb der taz dagegen: "Sixt hat weder bei den | |
von Ihnen angeführten Fällen noch in anderen Fällen Kündigungen wegen einer | |
Initiative zur Gründung eines Betriebsrats ausgesprochen." | |
Die Gewerkschaft IG Metall hatte das Unternehmen Anfang April aufgefordert, | |
einen Termin für eine Betriebsratswahl zu vereinbaren, nachdem | |
Sixt-Mitarbeiter sie eingeschaltet hatten. Sixt wollte darauf hin klären | |
lassen, ob die Metaller überhaupt für den zweitwichtigsten Standort des | |
Autovermieters mit rund 400 Mitarbeitern zuständig seien, sagt Sprecher | |
Elsner. Doch dazu kam es offenbar nicht. Unmittelbar nach dem Vorstoß zu | |
den Wahlen erhielten vier vermeintliche Protagonisten die Kündigung. "Ich | |
habe keinen Grund erfahren, musste die Firma sofort verlassen", sagt Jan | |
Schmöller (Name geändert), einer der Entlassenen. Für ihn ist klar: Er und | |
seine Kollegen wurden wegen der Betriebsrats-Initiative gefeuert. | |
Sixt stand bisher nicht im Ruf, ein Freund der Mitbestimmung zu sein. | |
Deutschlands martkführender Autovermieter, der in Rostock unter anderem | |
internationale Fahrzeugreservierungen abwickelt, hat in keinem seiner über | |
500 Standorte einen Betriebsrat, wie Elsner bestätigt. In Internetforen | |
berichten Jobkandidaten, sie seien in Bewerbungsgesprächen auf ihre Haltung | |
zu einer Mitarbeitervertretung abgeklopft worden. Das bestreitet Sixt: | |
"Eine solche Frage wird in Bewerbungsgesprächen nicht gestellt." | |
Mitte April machte in Bonn die arwe Service GmbH dicht, die für Sixt | |
Dienstleistungen erbrachte, und entließ alle 28 Mitarbeiter. "Aus | |
wirtschaftlichen Gründen", betont Geschäftsführer David Gabrysch. Weil die | |
Belegschaft einen Tag zuvor einen Betriebsrat wählte, glaubt Özcan Özdemir, | |
Verdi-Gewerkschaftssekretär im Bezirk NRW-Süd. | |
In Rostock hat sich nun Steffen Bockhahn, Bundestagsabgeordneter der | |
Linken, eingeschaltet. Sixt-Mitarbeiter seien unter fragwürdigen Gründen | |
fristlos entlassen worden, sagt er. Es sei wohl "kein Zufall", dass | |
darunter auch solche seien, "die sich für die Gründung eines Betriebsrats | |
engagiert haben". Am 25. Juni will Bockhahn mit der Sixt-Geschäftsführung | |
über die Gründung eines Betriebsrats sprechen. Dieser dürfte eigentlich | |
nichts entgegen stehen: Man unterliege den Bestimmungen des | |
Betriebsverfassungsgesetzes, schrieb Sixt der taz. "Selbstverständlich | |
respektieren wir diese Bestimmungen und kommunizieren mit jeder | |
Interessenvertretung." | |
22 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Eva Völpel | |
## TAGS | |
Unternehmen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Sixt verhindert Betriebsrat: Schluss mit lustig | |
Wer bei Europas größtem Autovermieter einen Betriebsrat gründen will, | |
bekommt Aufhebungsverträge vorgelegt – oder die fristlose Kündigung. |