# taz.de -- Kommentar de Maiziéres Grundsatzrede zum Internet: Das Recht auf D… | |
> Man muss den Innenminister dafür loben, dass er sich der Netzgemeinde | |
> geöffnet hat. Vieles, was er sagt, ist richtig. Etwa, dass man Dummheiten | |
> begehen dürfe - auch im Internet. | |
Unglaublich, aber wahr: Es musste offenbar bis zum Jahr 2010 dauern, bis | |
ein deutscher Innenminister erstmals eine Grundsatzrede zum Internet hält. | |
Zuvor mussten sich erst eine Online-Bürgerrechtsbewegung gründen und eine | |
Piratenpartei, die mit ihren zwei Prozent bei der Bundestagwahl der Politik | |
aufgezeigt hat, wie tief sie geschlafen hat. | |
Dass Thomas de Maizière erst jetzt damit aufwartet, macht seine Rede noch | |
nicht schlecht - im Gegenteil. Man muss ihn dafür loben, dass er sich der | |
Netzgemeinde geöffnet hat. Und vieles von dem, was der CDU-Politiker sagt, | |
ist ja richtig: etwa, dass es zur Freiheit dazugehöre, Dummheiten begehen | |
zu dürfen - auch im Internet. | |
Anderes ist gut gemeint, aber schwer umzusetzen: das gilt etwa für seine | |
Idee, den Daten im Netz eine Art "Verfallsdatum" zu verpassen, nach dem sie | |
gelöscht werden können. | |
Auf den zweiten Blick offenbart de Maizière aber doch ein etwas einseitiges | |
Staatsverständnis. In Grundzügen sieht es so aus: Wenn etwas Böses im | |
Internet droht, dann von Privatunternehmen oder von kriminellen Bürgern - | |
dass der Staat selbst Übles im Schilde führen könnte, kommt ihm nicht in | |
den Sinn. Zumindest nicht auf Deutschland bezogen. | |
De Maizière will den Betreibern von sozialen Netzwerken und Suchmaschinen | |
schärfere Vorschriften machen. Er will die Bürger vor den Schmähungen durch | |
andere Bürger im Internet schützen. Er will aber auch die Telefon- und | |
Internetdaten von Millionen auf Vorrat speichern lassen - obwohl das | |
Verfassungsgericht gesagt hat, dass dies bei den Bürgern "ein diffus | |
bedrohliches Gefühl des Beobachtetseins" hervorrufen könne. | |
De Maizière warb in seiner Rede um das Vertrauen der Bürger in den | |
Rechtsstaat. Vielleicht sollte auch er den Bürgern etwas mehr Vertrauen | |
entgegenbringen. | |
23 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Wolf Schmidt | |
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