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# taz.de -- Kolumne Kriegsreporterin: Journalist? Junge Frau? Alles eins
> Der ARD-Vorsitzende nennt Jauch, Will, Schmidt und Lena ML in einem
> Atemzug - ganz so, als sei es egal, ob man das Programm mit Journalisten
> oder einer jungen Frau bestückt wird.
Bild: Mittendrin im Medienzirkus: Kachelmanns Anwalt Johann Schwenn im Mai 2011…
Hallo taz-Medienredaktion,
jetzt, wo das ARD-Ideen-Karussell erst mal in Bewegung gekommen ist, will
es gar nicht mehr aufhören, sich um sich zu drehen. Günther Jauch, Anne
Will, Harald Schmidt, Lena Meyer-Landrut - sie alle werden im
Spiegel-Interview mit dem ARD-Vorsitzenden Peter Boudgoust in einem Atemzug
genannt, ganz so, als sei es völlig egal, ob man das Programm mit
Journalisten oder jungen Frauen bestückt, die gerade ihr Abitur gemacht
haben. Und einen Gesangswettbewerb gewonnen haben, weil sie so schön schräg
sind.
Da muss man ja schon dankbar sein, wenn es den ARD-Granden nicht einfällt,
Menowin Fröhlich das Wetter machen zu lassen, jetzt, wo Jörg Kachelmann
hinter Gittern kachelt.
Marc Bartor, der sympathische ARD-Nachrichtensprecher, jedenfalls geht erst
einmal eine Ecke weiter und moderiert die Diskussion "Medienstandort
Hamburg - wird die Zukunft verschlafen?" Neben dem Geschäftsführer von
Hamburg 1, wie das ZDF ein Fernsehsender, sind so bedeutungsvolle
Diskutanten wie der Vorstand der PSN Picture & Sound Network AG auf dem
Podium und der Verlagsgeschäftsführer der Regional- und Abozeitungen der
Axel Springer AG. Lauter Medien-Burner also, die mit Sicherheit was reißen
würden, wenn man sie nur ließe. Veranstalter ist, tärämtätäm, der
Pannenreaktorbetreiber Vattenfall. Was soll man da sagen? Schön, dass sich
Vattenfall - hier im Norden mit seinen maroden Kernkraftwerken und dem
anachronistischen Kohlekraftwerk Moorburg nicht gerade beliebt - so um die
Medien sorgt.
Apropos Sorgen. Sorgen habe ich mir auch gemacht und mich zu dem Kauf der
CD mit den Namen der Journalisten, die PR machen, durchgerungen. Natürlich
erst, nachdem ich den österreichischen Anbieter auf 15 Euro runtergehandelt
habe. Die CD taugt nichts. Ich steh nicht drauf.
Während immer mehr Freie merken, dass sie ohne PR-Jobs nicht über die
Runden kommen und sich martern, ob und inwieweit man PR machen will, soll,
muss, kommt ein Verlag wie Gruner + Jahr daher und vermeldet auf seiner
Homepage stolz: "Wenn es um die Bedürfnisse von werdenden und jungen Eltern
geht, gehören der Multi-Channel-Anbieter BABYWALZ und die Eltern-Gruppe von
Gruner + Jahr zu den großen Playern im Segment. Um Kunden und Lesern beider
Seiten künftig noch mehr Service zu bieten, starten die Marken eine
umfassende strategische Kooperation: ab sofort ist im neuen BabyShop unter
www.eltern.de/babyshop das gesamte, über 10.000 Produkte umfassende
Sortiment von BABYWALZ erhältlich." Komisch eigentlich, dass die hohen
Herren im Haus nicht müde werden, zu behaupten, bei ihnen würde
Journalismus gemacht.
Aber auch ich muss diese Woche eine Urne Asche auf meinen Helm streuen. Ich
habe letzte Woche die Aktivitäten der beiden Nachrichtendienstleister ddp
und dpa nicht sauber getrennt. Ich hatte geschrieben, bei der dpa könnten
Kunden jetzt die Nachrichten "voten". Das aber können sie nur bei der ddp.
Die dpa lässt ihre Kunden lediglich kommentieren. Diese Fehlinformation
bitte ich zu entschuldigen. Wer also "voten" will, bitte ddp abonnieren,
wem die Einflussnahme durch das Kommentieren reicht: dpa.
Ja, überhaupt, "DSDS". Dessen Regisseur Volker Weicker nölt auf Spiegel
online rum, dass die WM-Übertragungen zu emotionslos seien. Da hat er
recht. Man könnte doch auch mal zeigen, wie sich ein Fußballfan in die Hose
pisst. Oder dazuschalten, wenn ein Trainer einen Spieler als Eimer Scheiße
bezeichnet. Das wäre wirklich mal gutes Fernsehen. Mit dieser Flanke zurück
nach Berlin!
jeden Mittwoch von der MEDIENFRONT
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23 Jun 2010
## AUTOREN
Silke Burmester
## TAGS
Jörg Kachelmann
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