# taz.de -- Obama und Netanjahu: "Genugtuung" im Westjordanland | |
> Die Eiszeit zwischen Obama und Netanjahu ist vorbei. Beide fordern | |
> direkte Friedensgespräche. Das nahm der Chef des Siedlerrats JESCHA mit | |
> "Genugtuung" zur Kenntnis. | |
Bild: Soldaten halten an der Shuhada-Straße in Hebron (Westjordanland) Demonst… | |
JERUSALEM taz | Israels Siedler im Westjordanland atmen auf. In der | |
gemeinsamen Pressekonferenz von US-Präsident Barack Obama und Israels | |
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Dienstagabend fiel nicht ein | |
einziges klares Wort über die nötige Verlängerung des Siedlungsbaustopps. | |
Stattdessen riefen die Regierungschefs nahezu im gleichen Wortlaut zur | |
baldigen Aufnahme direkter Friedensgespräche auf. Möglichst noch "bevor" | |
das Moratorium im September endet, wie Obama drängte. | |
Die Eiszeit zwischen Washington und Jerusalem ist vorbei. Das Ehepaar Obama | |
empfing die Netanjahus mit offenen Armen. Während die "First Ladys" einen | |
Rundgang durch das Weiße Haus unternahmen, stellten sich ihre Männer | |
demonstrativ gelassen der Presse, um anschließend gemeinsam zu Mittag zu | |
essen. Kein Vergleich zu der Kühle, die noch im März im Weißen Haus | |
herrschte, als Netanjahu kam. Diesmal betonte Obama die "außerordentliche | |
Freundschaft" beider Staaten und die "Bindung, die nicht zu brechen ist". | |
Netanjahu, so zeigte er sich überzeugt, "will den Frieden". | |
Der US-Präsident lobte die jüngste Blockadeerleichterung für den | |
Gazastreifen und drängte zu weiteren vertrauensbildenden Maßnahmen. | |
Netanjahu versprach, innerhalb von Tagen, höchstens Wochen, weitere | |
Schritte einzuleiten. Die Palästinenser fordern mehr Sicherheitsbefugnisse | |
in dem noch immer besetzten Westjordanland. Bei einem Treffen hatten der | |
israelische Verteidigungsminister Ehud Barak und der palästinensische | |
Premierminister Salam Fajad diese Woche eine engere Kooperation in | |
Sicherheits- und Wirtschaftsfragen vereinbart. | |
Einer am Dienstag vom Meinungsforschungsinstitut AWRAD (Arab World For | |
Research and Development) in Ramallah veröffentlichten Umfrage zufolge | |
steigt die Bereitschaft der Palästinenser zu direkten Verhandlungen, die | |
eine knappe Mehrheit befürwortet. Dennoch müsste Abbas mit einem Verlust | |
seiner Glaubwürdigkeit rechnen, sollte er von seiner Vorbedingung für | |
direkte Gespräche abweichen. Der Fortschritt des Friedensprozesses steht | |
und fällt mit der Siedlungspolitik. | |
Mit "Genugtuung" beobachtete Dani Dayan, Chef des Siedlerrats JESCHA | |
(Initialwort für Judäa, Samaria und Gaza), die Pressekonferenz im Weißen | |
Haus. Er appellierte an die Regierung, die nötigen Vorbereitungsmaßnahmen | |
einzuleiten, damit der Bau in den Siedlungen gleich nach dem Ende des | |
Moratoriums wieder aufgenommen werden kann. | |
7 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
Susanne Knaul | |
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Israel | |
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