# taz.de -- Gammelfleisch im Handel: Frisch verpackt ist halb gewonnen | |
> 1,5 Kilo Fleisch essen die Deutschen pro Woche - möglichst günstig | |
> eingekauft. Die niedrigen Preise gehen auf Kosten der Hygiene. Nun ist | |
> erneut verdorbenes Fleisch in den Handel geraten. | |
Bild: Gehört in die Tonne und nicht ins Regal: verdorbenes Fleisch. | |
BERLIN taz | In Deutschland ist nach Angaben eines bundeseigenen | |
Forschungsinstituts verdorbenes Rindfleisch illegal auf den Markt gelangt. | |
"Wir haben klare Hinweise darauf, dass dieses Fleisch, das eigentlich | |
entsorgt werden muss, wieder in den Verkehr gelangt, dass umverpackt wird, | |
dass umettikettiert wird", sagte Wissenschaftler Manfred Gareis vom | |
Max-Rubner-Institut für Ernährung und Lebensmittel in einem Bericht des SWR | |
vom Donnerstag. Die Ware sei durch den Keim Clostridium estertheticum | |
verdorben worden. | |
Typische Anzeichen für eine Verseuchung sind laut Bundesinstitut für | |
Risikobewertung eine aufgeblähte Verpackung und übler Geruch. Am häufigsten | |
sei Rindfleisch, oft aber auch Lamm und Wild betroffen. Die Ware könne | |
nicht mehr gegessen werden, eine Gesundheitsgefahr für Verbraucher hält die | |
Aufsichtsbehörde aber für unwahrscheinlich. Auch würde wohl niemand so übel | |
riechendes Fleisch verzehren, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in | |
Nordrhein-Westfalen am Freitag. Wegen des geringen Gesundheitsrisikos suche | |
die Lebensmittelkontrolle normalerweise nicht nach Clostridium. | |
Wie viel verdorbene Ware auf den Markt gelangte, blieb unklar. Laut Gareis | |
taucht der Keim aber in immer mehr Proben auf. "Da geht es um 10 Tonnen, 20 | |
Tonnen, 40 Tonnen", sagte er. Angaben, wie viel etwa in Schlachtereien | |
landete, machte der Wissenschaftler jedoch nicht. Am Freitag war er für | |
Nachfragen nicht zu erreichen. Die Pressestelle des Max-Rubner-Instituts | |
wollte sich nicht äußern. Das Bundesverbraucherministerium erklärte, die | |
für die Lebensmittelkontrolle zuständigen Länder hätten keine Fälle | |
gemeldet. | |
Der Vegetarierbund Deutschland rief dazu auf, weniger Fleisch zu essen. | |
"Fleischskandale treten immer wieder auf. Bei dem hohen Fleischkonsum in | |
Deutschland lässt sich das nicht verhindern", sagte Geschäftsführer | |
Sebastian Zösch der taz. Jeder Deutsche esse im Schnitt pro Woche etwa 1,5 | |
Kilogramm Fleisch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfehle | |
Fleischessern nur 300 bis 600 Gramm. "Die niedrigen Preise gehen auch auf | |
Kosten der Hygiene", erklärte der Vegetarier. Dabei sei es auch für die | |
Gesundheit besser, weniger Fleisch zu essen. Außerdem belaste die | |
Viehhaltung das Klima erheblich - ganz abgesehen "vom tierethischen | |
Aspekt", der gegen Fleischkonsum spreche. | |
9 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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