# taz.de -- Vereinsverbot: Der übliche Verdächtige | |
> Als der Innenminister am Montag die "Internationale Humanitäre | |
> Hilfsorganisation" verbieten ließ, wurde auch das Haus von Mustafa Yoldas | |
> in Hamburg durchsucht. Der Arzt ist der Vorsitzende des Vereins. | |
Bild: Hat nicht das erste Mal Ärger mit dem Staat: Mustafa Yoldas in seiner Pr… | |
Der Hauseingang liegt in der Großen Bergstraße in Altona, direkt neben | |
einem türkischen Gemüsehändler. "Mustafa Yoldas, Facharzt für | |
Allgemeinmedizin", steht auf dem Schild, darunter: "Sünnet / | |
Beschneidungen". Hier also arbeitet der Vorsitzende der "Internationalen | |
Humanitären Hilfsorganisation", die am Montag von Bundesinnenminister | |
Thomas de Maizière (CDU) als "Hamas-Spendenverein" verboten worden ist. | |
"Unter dem Deckmantel der humanitären Hilfe" unterstütze die Organisation | |
"so genannte Sozialvereine" im Gaza-Streifen, die der Hamas zuzuordnen | |
seien. | |
Gleich nachdem das Verbot heraus war, hat Yoldas eine Gegen-Presseerklärung | |
herausgegeben, nachzulesen auf der Homepage der Islamischen Gemeinschaft | |
Milli Görüs, in deren Hamburger Vorstand er sitzt. Das Verbot seiner | |
Hilfsorganisation sei "schändlich und rechtswidrig", schreibt Yoldas da. | |
"Mit der Begründung des Bundesinnenministers müsste wohl auch die UNO oder | |
das Rote Kreuz mit einem Verbot belegt werden." Was hier verboten werde, | |
sei "die Hilfe für die notleidende Bevölkerung im Gaza-Streifen". | |
Um sieben Uhr morgens hätten sechs Polizisten sein Haus in einem Hamburger | |
Vorort durchsucht, berichtet Yoldas. Viel hätten sie nicht gefunden, "unser | |
Büro ist ja in Frankfurt". Unter den Polizisten sei ein Beamter des | |
Landeskriminalamts (LKA) gewesen, den er kannte. Der LKA-Mann habe ihn | |
zuvor aufgesucht, um zu besprechen, wie man mit radikalen Gruppierungen in | |
Hamburg umgehen könne. "Ich glaube, es war ihm etwas peinlich", sagt | |
Yoldas, der als Vorsitzender des Rates der Islamischen Gemeinschaften mit | |
dem Senat offiziell über einen Staatsvertrag verhandelt. | |
"Auf der einen Seite sind wir Verhandlungspartner, auf der anderen | |
behandelt man uns wie Verbrecher", sagt Yoldas. Seine Hilfsorganisation | |
bestreite nicht das Existenzrecht Israels. Doch wenn man den Palästinensern | |
im Gaza-Streifen helfen wolle, komme man um die dort herrschende Hamas | |
nicht herum. Schließlich, sagt Yoldas, sei es "die aggressive israelische | |
Politik, die die Leute in die Arme der Hamas treibt". | |
Nach dem Verbot ist die Homepage der "Internationalen Humanitären | |
Hilfsorganisation" gesperrt worden und die Mailkonten gleich mit. Yoldas | |
Handy aber funktioniert. "Ich bekomme Anrufe", sagt er. "Die Leute wollen | |
wissen, was jetzt mit ihren Spendengeldern ist." 2.500 Fördermitglieder | |
seien in der Organisation, dazu kämen zahllose Einmalspender. "Ich biete | |
Herrn de Maizière an, sich über unsere Projekte zu informieren", sagt | |
Yoldas. Er persönlich würde eine Führung übernehmen. | |
Es ist für Yoldas nicht das erste Mal, dass er Ärger mit dem Staat hat. Bis | |
heute wird er als Vorstandmitglied der als islamistisch geltenden | |
Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs vom Hamburger Verfassungsschutz | |
beobachtet. Über den Hamburger Ableger der Organisation steht im neusten | |
Verfassungsschutzbericht allerdings nicht viel Bedenkliches drin. Die | |
Funktionäre seien "bemüht, eine gewisse Eigenständigkeit zu wahren", heißt | |
es da. In einem taz-Interview hat sich der Hamburger Vorstand inzwischen | |
explizit vom Gründer der Milli-Görüs-Bewegung, Necmettin Erbakan, und | |
dessen antisemitischen Tönen distanziert. | |
Die Hamburger Innenbehörde möchte mit der Durchsuchung bei Yoldas nichts zu | |
tun haben. "Wir haben nur Amtshilfe geleistet", sagt ein Sprecher. Die | |
Anordnungen seien vom Bundesinnenministerium ausgegangen. Für dieses ist | |
die Sache klar: "Organisationen, die sich unmittelbar oder mittelbar von | |
deutschem Boden aus gegen das Existenzrecht des Staates Israel richten, | |
haben ihr Recht auf Vereinigungsfreiheit verwirkt", heißt es in der | |
Begründung zum Verbot. Mustafa Yoldas will dagegen klagen. | |
13 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Daniel Wiese | |
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