# taz.de -- Hamburger Bürgermeister tritt zurück: Ole ist weg | |
> Der Erste Bürgermeister der Hansestadt ist zurückgetreten. Ihm soll | |
> Innensenator Ahlhaus folgen. Doch mittelfristig steigen die Chancen der | |
> SPD | |
Bild: Er ist seines Amtes müde: Ole von Beust. | |
HAMBURG taz | Die erwartete Nachricht kam mit Verspätung: Hamburgs | |
Bürgermeister erklärte gestern, dass er vom Amt als Regierungschef | |
zurücktreten werde. Ole von Beust begründete seine Demission damit, dass | |
die biblische Erkenntnis "Alles hat seine Zeit" auch für Politiker gelte. | |
Beust sagte, es sei der "vernünftige Zeitpunkt", unabhängig vom Ausgang des | |
Volksentscheids über die Schulreform. Er habe die Bundeskanzlerin zuvor | |
über seine Entscheidung informiert. | |
Wenn von Beust am 25. August seine Demission vollzieht, kann unmittelbar | |
sein Nachfolger gewählt und dessen Kabinett vereidigt werden. | |
Wahrscheinlich wird der bisherige Innensenator Christoph Ahlhaus neuer | |
Regierungschef und beruft sieben von neun SenatorInnen erneut. | |
Einem Kabinett Ahlhaus nicht mehr angehören werden zwei glücklose Frauen: | |
Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) und die parteilose | |
Kultursenatorin Karin von Welck. Manches deutet darauf hin, dass Ahlhaus | |
beide Ressorts zusammenlegt. Dann würden einem noch neunköpfigen Senat | |
sechs ChristdemokratInnen und weiterhin drei Grüne angehören. | |
Dass die Opposition einen Gegenkandidaten aufstellt, ist möglich, aber | |
wenig wahrscheinlich. Für eine Mehrheit wäre ein Bündnis von SPD, Linken | |
und Grünen notwendig. Das aber setzte voraus, dass die Grünen nach dem | |
Rücktritt von Beusts aus der Koalition mit der CDU ausscheiden. Am | |
Montagabend trifft sich die Hamburger GAL zu einem internen Ratschlag, ein | |
Parteitag ist für den 22. August anberaumt. Der Fahrplan steht, das Ziel | |
noch nicht. | |
Allerdings schließen alle Beteiligten ein unmittelbares rot-grün-rotes | |
Bündnis in der bis Februar 2012 laufenden Legislaturperiode aus. Denkbar | |
wäre das nach Neuwahlen, wenn zuvor SPD, GAL und Linkspartei ihre | |
Nein-Positionen aus dem Jahr 2008 über Bord würfen. | |
Eine Umfrage aus der Vorwoche sagt der CDU noch 36 Prozent voraus, der GAL | |
11. Die SPD würde nach neunjähriger Durststrecke mit 39 Prozent stärkste | |
Partei, die Linke erhielte 6 Prozent und die FDP bliebe mit knapp 5 Prozent | |
weiterhin außerparlamentarisch. Damit würde es nach einer Neuwahl auch für | |
Rot-Grün ohne die Linken oder eine Tolerierung durch sie reichen. Es ist | |
ein offenes Geheimnis, dass diese Variante dem Hamburger SPD-Vorsitzenden | |
Olaf Scholz die liebste wäre. Nach der Umfrage riet er süffisant "unseren | |
grünen Freunden", sich nicht vom Abwärtstrend der CDU mitziehen zu lassen. | |
Sollte die Koalition zerbrechen, stünde die SPD auch keinesfalls als | |
CDU-Juniorpartner bereit. "Wir wollen regieren und wir wollen den | |
Bürgermeister stellen", sagt Olaf Scholz. Dass dieser Job dem | |
Bundestagsabgeordneten, stellvertretenden Bundes-Chef der SPD, | |
Ex-Bundesarbeitsminister und Ex-SPD-Generalsekretär zufiele, ist sicher. Er | |
hat in einem Dreivierteljahr die zerstrittene Hamburger SPD wieder geeint | |
und zum ernsthaften Akteur gemacht. | |
19 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Hamburgs Bürgermeister Beust tritt zurück: Der Mann, den sie Ole nannten | |
Er war amtsmüde obwohl er das "schönste Amt der Welt" innehatte. | |
Tatsächlich aber fand der Hamburger Bürgermeister und CDU-Politiker Ole von | |
Beust den Druck oft unerträglich. | |
Koalitionskrise in Hamburg: Alles nur "Gequatsche"? | |
Der Rücktritt von Hamburgs CDU-Bürgermeister Ole von Beust scheint nur eine | |
Frage von Tagen zu sein. Entscheidend ist der Volksentscheid über die | |
Schulreform. |