# taz.de -- Homo-Ehe in Baden-Württemberg: Trauung im Hinterzimmer | |
> Ehen sind Ländersache. In Baden-Württemberg ist das Jawort für Schwule | |
> und Lesben allerdings siebenmal so teuer wie für Heteros. | |
Bild: In Hamburg geheiratet: Symbolische Homo-Hochzeit im Jahr 1999. Die "Homo-… | |
Schwule und Lesben haben längst alles erreicht, wenn es um ihre Rechte | |
geht? "Schön wärs", antwortet der Stuttgarter Christopher Street Day (CSD), | |
der unter diesem Motto am Samstag durch die Innenstadt zieht. "Schön | |
wär's", sagen die Schwaben auch, wenn es um eine eingetragene | |
Lebenspartnerschaft geht, genauer gesagt: wenn es dabei um Geld und um | |
einen würdigen Rahmen geht. | |
Denn in Baden-Württemberg müssen Homosexuelle, wollen sie sich trauen | |
lassen, bis zu 300 Euro auf den Tisch legen. Heterosexuelle zahlen hingegen | |
einheitlich nur 40 Euro. "Wenn das Jawort bei der Homoehe bis zu sieben Mal | |
mehr kostet als bei der Heteroehe, dann ist das eine unglaubliche | |
Ungerechtigkeit", sagt die Landesvorsitzende der Grünen in | |
Baden-Württemberg, Silke Krebs. "Die schwarz-gelbe | |
Diskriminierungs-Koalition hängt einem altbackenen Gesellschaftsbild nach | |
und macht Baden-Württemberg zur letzten Bastion gesellschaftspolitischer | |
Rückständigkeit." | |
Möglich wurde die Sonderregelung durch die Änderung des | |
Personenstandsrechts 2009. Das regelt im Wesentlichen, unter welchen | |
Voraussetzungen der Personenstand geändert werden kann, wie also Ehen | |
geschlossen und Lebenspartnerschaften begründet werden können. Die damalige | |
Bundesregierung aus Union und SPD sah bei der Gesetzesänderung zunächst | |
vor, dass Lebenspartnerschaften künftig überall vor dem Standesamt | |
geschlossen werden sollen. | |
Ehen sind Ländersache | |
Das hat jedoch der Bundesrat verhindert und stattdessen durchgeboxt, dass | |
in das neue Personenstandsgesetz eine Länderöffnungsklausel aufgenommen | |
wird. Damit durften die Länder weiterhin ihre eigenen Regelungen treffen. | |
Doch nur zwei Bundesländer haben davon Gebrauch gemacht: Thüringen und | |
Baden-Württemberg. In Thüringen wiederum hat nun die seit 2009 regierende | |
große Koalition festgelegt, dass in ihrem Bundesland künftig auch die | |
Standesämter zuständig sein sollen. In Baden-Württemberg werden Schwule und | |
Lesben dagegen in den Landratsämtern getraut. Diese stellen den frisch | |
Vermählten wegen eines höheren Verwaltungsaufwands, so argumentieren die | |
Ämter, deutlich höhere und auch je nach Landkreis unterschiedlich hohe | |
Kosten für die Trauung in Rechnung. | |
Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) kritisiert die | |
"homosexuellenfeindliche Landesregierung": "Die halten eisern an den | |
Besonderheiten fest", sagt LSVD-Sprecher Manfred Bruns. Dagegen würde die | |
Ehe stark subventioniert. Die Grünen kritisieren nicht nur die hohen | |
Kosten, sondern auch, dass homosexuelle Paare in "schmucklose | |
Landratsamtshinterzimmer" verbannt würden. "Mappus und Co schlagen | |
lesbischen und schwulen Paaren im wahrsten Sinne des Wortes die Türen der | |
Trauräume vor der Nase zu", sagt Krebs. | |
Das CDU-geführte Innenministerium des Landes äußerte sich zu dieser Kritik | |
auf taz-Anfrage bis Redaktionsschluss nicht. Ein Sprecher des FDP-geführten | |
Justizministeriums sagte, man halte die jetzige Regelung für wenig | |
sinnvoll. Es sprächen keine sachlichen Gründe dagegen, die Schließung von | |
Lebenspartnerschaften von Standesämtern durchführen zu lassen. Federführend | |
sei jedoch das Innenministerium. | |
29 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Nadine Michel | |
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