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# taz.de -- Deutsch-polnische Fahndungen: Mehr PS gegen den Autoklau
> Vor einem Monat wurde Innenminister de Maizière ein Privatwagen geklaut.
> Nun bestimmt das Problem auch ein Treffen mit seinem polnischen
> Amtskollegen.
Bild: Bundesinnenminister als Kriminalitätsopfer: Thomas de Maizière.
DRESDEN taz | Wenn Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) nächste
Woche seinen polnischen Amtskollegen Jerzy Miller trifft, dann wird er ihm
noch mal erzählen können, wie er selbst zum Opfer wurde. Vor vier Wochen
verschwand de Maizières privater Audi A4, den seine Tochter benutzt, in der
Dresdner Neustadt. Da verfolgte die Nation gerade das
Fußballweltmeisterschaftsspiel gegen Spanien. Am nächsten Tag stellte die
Polizei auf der Autobahn A4 Richtung Görlitz nach einer Verfolgungsjagd
Auto und Täter, am Steuer saß ein 33-jähriger Pole.
Wie Hohn oder eine Art Racheakt konnte dieser Diebstahl erscheinen. Wenige
Tage zuvor hatte es eine ziemlich erfolglose Großrazzia mit tausend Beamten
der Bundes- und der sächsischen Landespolizei gegen Autoschieber gegeben.
Seit dem Wegfall der Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien und der
Erweiterung des Schengen-Raumes im Dezember 2007 lässt die
Grenzkriminalität insbesondere die Sachsen nicht mehr in Ruhe. Als
sächsischer Innenminister hatte de Maizière noch vor einer verfrühten
Grenzöffnung gewarnt.
Nach einem vorübergehenden Rückgang steigen die Fallzahlen inzwischen
wieder deutlich an. Im ersten Halbjahr wurden durchschnittlich 7,4 Prozent
mehr Autodiebstähle als im Vorjahr registriert. Die höchsten Zuwächse
verzeichnen dabei nicht mehr grenznahe Orte, sondern Großstädte wie Leipzig
und Dresden. In der sächsischen Landeshauptstadt wurden bis Ende Juni 585
Autos gestohlen. "Die absoluten Zahlen liegen aber immer noch deutlich
unter denen zu Beginn der neunziger Jahre", gibt Lothar Hofner als Sprecher
des sächsischen Innenministeriums zu bedenken. Rund drei Viertel der
festgestellten Tatverdächtigen sind polnische oder tschechische
Staatsbürger.
Schon im Frühjahr hatten deshalb de Maizière und sein polnischer
Amtskollege Jerzy Miller ein Treffen verabredet, das nun am Montag in
Görlitz/Zgorzelec stattfinden soll. Die Begegnung zu beiden Seiten der
Neiße soll "die Zusammenarbeit nach dem Wegfall der stationären
Grenzkontrollen thematisieren", heißt es im Diplomatendeutsch.
Seit Juli arbeitet bereits eine zehnköpfige deutsch-polnische
Fahndungsgruppe. Die verdeckten Ermittler sollen nun für 150.000 Euro mit
PS-starken Wagen ausgestattet werden. Auch die tschechische und die
sächsische Polizei arbeiten zusammen. Sachsens Innenminister Markus Ulbig
(CDU) versucht noch auf andere Weise, dem Problem Herr zu werden. "Jetzt
ist auch einmal die Autoindustrie gefragt", sagt er unter Verweis auf den
zwischenzeitlichen Rückgang der Delikte, den Wegfahrsperren und
elektronische Sicherungssysteme ausgelöst hatten. Am 28. Juli lud er
Fahrzeugausrüster und Automobilclubs zu einem Kfz-Sicherheitsgipfel nach
Dresden. Erörtert wurden weitere technische Möglichkeiten des Klauschutzes.
Erwartungsgemäß kocht an diesem Problem die NPD ihr Süppchen. Für ein
heftiges Echo bei SPD und Linken haben jedoch auch die Anregungen des
CDU-Europabgeordneten Hermann Winkler gesorgt, der das Schengen-Abkommen
aussetzen und Grenzkontrollen für eine Testphase wieder einführen will.
Nicht gerade hilfreich für das bevorstehende Innenministertreffen dürften
auch Äußerungen anderer sächsischer CDU-Politiker wirken. Generalsekretär
Michael Kretschmer forderte die Nachbarländer auf, "beim Thema Sicherheit
nachzulegen".
4 Aug 2010
## AUTOREN
Michael Bartsch
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