# taz.de -- Gezerre um Server im Ausland: Regierungen misstrauen Blackberry | |
> Europas Regierungen vertrauen dem Blackberry nicht, vermuten sie doch | |
> Zugriff der USA auf die Server – und die arabische Welt misstraut der | |
> verschlüsselten Kommunikation. | |
Bild: Blackberrys zum Verkauf, fotografiert in Riad, Saudi-Arabien. | |
Aus Sicherheitsgründen hat sich die Bundesregierung gegen die Nutzung von | |
Blackberry-Geräten ausgesprochen. Das Bundesamt für Sicherheit in der | |
Informationstechnik (BSI) teilte mit, das Blackberry sei "für den Einsatz | |
in Regierungsnetzen zurzeit nicht empfohlen". | |
Ein Blackberry ist ein Smartphone, ein besonders leistungsfähiges | |
Mobiltelefon, mit dem man auch im Internet surfen, E-Mails verschicken oder | |
chatten kann, hergestellt von der kanadischen Firma RIM. Das Besondere: Mit | |
Blackberry-Geräten ist verschlüsselte Kommunikation vom Gerät direkt auf | |
einen Blackberry-Server möglich - die eigene, besonders sichere und | |
ausgeklügelte Serverarchitektur ist ein Alleinstellungsmerkmal. Die Server | |
befinden sich in Rechenzentren in Kanada und Großbritannien, die dortigen | |
Regierungen und auch die Regierung der USA haben Zugriff auf die Daten. | |
Darum hatten verschiedene europäische Regierungen immer wieder | |
Sicherheitsbedenken gegen die Nutzung von Blackberry-Geräten geäußert. | |
Aus anderen Gründen gehen aktuell einige Staaten in der arabischen Welt | |
sowie Indien gegen die Minicomputer vor. Nicht primär die US-Server, | |
sondern das verschlüsselte Surfen und Mailen via Blackberry ist ihnen ein | |
Dorn im Auge. Die Vereinten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien, Staaten, | |
die praktisch die gesamte Kommunikation ihrer Bürger abhören, wollen ab | |
Oktober die verschlüsselte Blackberry-Kommunikation blockieren. In Indien | |
wird ein Verbot mit dem Argument diskutiert, dass ja auch die Drahtzieher | |
der Anschläge in Bombay 2008 Blackberrys benutzt hätten. Algerien und der | |
Libanon prüfen Blackberry-Blockaden, Algerien mit Blick auf | |
Al-Qaida-Islamisten. | |
Für Blackberry würden die Blockaden das Aus auf den rasch wachsenden | |
IT-Märkten in Indien und der Arabischen Halbinsel bedeuten. Deswegen | |
schaltete sich nun die Politik ein. Kanadas Handelsminister Peter Van Loan | |
sagte, die Verbote drohten "weitreichende Folgen" für den freien | |
Datenverkehr zu haben. Sein Land werde die Interessen von RIM und | |
Blackberry verteidigen. Kanada stehe mit den Vereinigten Arabischen | |
Emiraten, Saudi-Arabien und weiteren Ländern in Kontakt, um eine | |
"konstruktive Lösung" zu finden. Auch US-Außenministerin Hillary Clinton | |
kündigte Gesprächsbereitschaft an. | |
6 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Julia Seeliger | |
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