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# taz.de -- Hochwasser in Sachsen: Kurze Warnfristen halfen nicht
> Das Erzgebirge, die Lausitz und die Grenzgebiete der Nachbarländer wurden
> überraschend von Hochwasser heimgesucht. Zehn Tote im Dreiländereck.
Bild: Ein Radweg entlang der Neisse in Leuba am Sonntag, 8. August 2010.
"Das Wasser kam so schnell, dass wir kaum etwas retten konnten!" Dies
berichteten übereinstimmend Hochwasseropfer im Osterzgebirge und im
Einzugsgebiet der Lausitzer Neiße. Ein überraschend aufgetretenes
Hochwasser in mehreren Flüssen hatte im Dreiländereck von Deutschland,
Polen und Tschechien bis zum Sonntagnachmittag insgesamt zehn Tote
gefordert.
In Neuenkirchen im Chemnitzer Erzgebirgsvorland ertranken drei ältere
Menschen, als sie Habseligkeiten aus dem Keller retten wollten. In
Tschechien kamen vier Menschen durch Überschwemmungen ums Leben, drei
weitere Menschen wurden vermisst. In der Region um die polnische Stadt
Bogatynia hinter der deutschen Grenze ertranken zwei Frauen. Die Stadt war
am Sonntag von der Außenwelt abgeschlossen. Ein Feuerwehrmann wurde in
Radomierzyce von den Fluten mitgerissen.
An der Neiße in Sachsen wurden rund 1.500 Einwohner evakuiert. Hubschrauber
retteten fünf schwimmende Personen aus den Fluten. Ein "meteorologisches
Kuriosum" sei für die überraschenden Starkniederschläge verantwortlich
gewesen, sagte Andreas Kunze, Sprecher des sächsischen Umweltministeriums.
Ein schmaler heftiger Regenstreifen habe sich hartnäckig und wider Erwarten
lange entlang der Neiße und der Oder gehalten. Trotz der nach der
Flutkatastrophe von 2002 verkürzten Informationsfristen sei eine
rechtzeitige Warnung deshalb nicht überall möglich gewesen, so Kunze. In
Görlitz stieg der Pegel in der Nacht zum Sonntag in fünf Stunden um mehr
als vier Meter.
Der Regen und das starke Gefälle in Gebirgsgegenden trugen dazu bei, dass
vor allem schmale Nebenflüsse in kurzer Zeit extrem anschwollen. In Zittau
stieg das Flüsschen Mandau heftig, aber relativ kurz an.
Am Sonntag begannen hier bereits die Aufräumarbeiten. Kunze sagte, als ein
Glücksfall müsse noch gelten, dass die Flutwelle in der Neiße bei Zittau
nicht gleichzeitig mit dem Wasser zusammentraf, das sich zuvor vom Bruch
des polnischen Staudamms des Witka-Flusses in die Neiße ergossen hatte und
die Lage in Görlitz dramatisch verschärfte.
"So schlimm haben wir das noch nie erlebt", sagen alte Görlitzer. Der
Spitzenpegel in Görlitz von 7,20 Meter ging am Sonntag langsam und
schwankend zurück. Die Stadt wurde am Sonntag auch von
Katastrophentouristen belagert, mit deren Disziplinierung die Einsatzkräfte
von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk ebenfalls beschäftigt waren. Im
stromabwärts gelegenen Bad Muskau wurde am Sonntag mit dem Abbau einer
Brücke begonnen, um einen Stau der Wassermassen zu verhindern. Im
Osterzgebirge verwüstete die Kirnitzsch, die in Bad Schandau in die Elbe
fließt, ihr malerisches Tal. Der Zugverkehr nach Prag wurde unterbrochen.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte sein für heute geplantes
Treffen mit seinem polnischen Amtskollegen Jerzy Miller in Zgorzelec ab.
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) besuchte am Sonntag das
Katastrophengebiet. Er zeigte sich mit der Arbeit der Einsatzkräfte
zufrieden. Dennoch hätte man lernen müssen, "dass die Natur alle
menschliche Vorsorge übertreffen kann", erklärte Tillich.
8 Aug 2010
## AUTOREN
Michael Bartsch
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