Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- die wahrheit: Keine Gnade für die kleinen Biester
> Prozessionsspinner sind, entgegen meiner bisherigen Annahme, keineswegs
> jene Gläubige, die an Fronleichnam singend Priester und Monstranz
> hinterhertapern...
... Vielmehr nennt man so eine Schmetterlingsart, deren Raupen extrem
haarig sind und sich von Eichenblättern ernähren. Auf dem Weg von einem
leckeren Blatt zum nächsten prozessieren die Langhaarraupen im Gänsemarsch
durch die Flora. Sie sehen dabei recht niedlich aus, soweit das bei
Insekten möglich ist, und wenn man die Reihe mit dem Finger ärgert, wuseln
sie irritiert umher, um danach sofort wieder die gewohnte Formation
einzunehmen. Leider sind die Hippiematten der Raupen giftig und lösen
juckende Quaddeln auf der Haut aus, außerdem verursachen sie beim Einatmen
Asthmaanfälle.
Und die irre Mutter Natur hat momentan noch mehr Spezialitäten für mich
alte Tierfreundin auf Lager: Wegen eines Läusebefalls musste mal wieder das
Gefrierfach ausgeräumt werden. Die angebrochene Mix-Kräuterpackung von 1998
taute zum wiederholten Male auf, wie das Spinateis mit dem Blubb und der
Wodka, den ich immer extra nah an den Kühllamellen aufbewahre, weil ich im
heißen Sommer gern Wasser mit Wodkawürfeln trinke. Stattdessen frieren nun
die Bettbezüge und die Stofftiere bei den vier Sternen.
Dass "Sind das Nissen?" ungefähr das Unsexieste war, was je ein mir
wohlgesonnener Mann beim zärtlichen Übers-Haar-Streicheln gesagt hat, fiel
mir dazu auch gleich wieder ein. Aber dafür kenne ich mich mit den Viechern
aus.
Einen Floh hatte ich dagegen neulich das erste Mal, er ließ sich jedoch mit
einem Vollbad gut in die Falle locken: Nachdem er ungefähr sieben Minuten
die Luft angehalten hatte, sprang er endlich an die Wasseroberfläche und
konnte problemlos mit einem Glas dingfest gemacht werden. Es dauerte schön
lange, bis er aufhörte zu zappeln. Möchte gar nicht wissen, wo der überall
vorher schon drauf war.
Auch meine Rache an den Stechmücken kommt langsam in die Pötte: Zum Töten
benutze ich neuerdings eine ganz moderne Erfindung, die elektrische Mücken-
und Fliegenklatsche, die einen vom Opfer zum Täter macht. Die Insekten
verbrutzeln mit einem gleißenden Blitz und einem surrenden Spannungsknall
an dem elektrischen Gitter des tennisschlägerähnlichen Geräts. So
befriedigend und effektiv ist der aktive Widerstand gegen die Viecher, dass
man es kaum erwarten kann, bis endlich die blöde Sonne untergeht. Und wenn
nun jemand behauptet, auch die Mücke sei ein Stück Natur und wichtiges
Glied in der Nahrungskette, weil sonst die Spinnen verhungern, dem sage
ich: Na und? Lass sie verhungern, die krabbeligen Biester.
Auch um mückenfressende Fledermäuse, die ich aus
Gruftie-Sympathisierungsgründen bislang immer nett fand, tut es mir nicht
mehr leid, seit eine befreundete Lockenkopfdame erzählte, in ihren Haaren
habe sich mal eine verfangen, und sie sei froh, dass ihre Pumpe den Schreck
mitgemacht hat. Fahrt alle zur Hölle, ihr Blutsauger! Und schmort dort
bis(s) zum Morgengrauen …
10 Aug 2010
## AUTOREN
Jenni Zylka
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.