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# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Ruanda: "Wählen zu gehen macht mich stolz"
> Schon vor dem Ergebnis der Auszählung besteht wenig Zweifel, dass
> Präsident Kagame wiedergewählt wurde. Vor allem die Jugend ist begeistert
> von ihm.
Bild: Sie sind wieder stolz auf ihr Land: Ruander bei der Stimmabgabe am Montag.
KIGALI taz | Die Sonne geht gerade über den tausen Hügeln Ruandas auf, da
strömen die Menschen in der Haupstadt Kigali zu den Wahllokalen. Joseph
Mutabazi hat sich extra Anzug und Kravatte angezogen. „Das ist ein ganz
besonderer Tag für mich“, sagt der Familienvater, während er sich in die
Schlange vor seinem Wahlbüro einreiht. Seine Frau neben ihm trägt ein
rote-lila Kleid, die drei Kinder, die um ihn rumtollen, sind ebenso in
Sonntagskleidung.
„Wählen zu gehen, macht mich als Ruander stolz“, nickt er. Der Grund:
Präsident Paul Kagame habe in den vergangenen Jahren das Land einen
gewaltigen Schritt nach vorne geführt, sagt er. „Meine Kinder lernen nun
Englisch in der Grundschule, die Wirtschaft boomt, er hat uns Frieden und
Stabilität gebracht“, sagt Mutabazi.
Es besteht keinen Zweifel, neben welchem Foto Mutabazi heute seinen
Daumenabdruck auf dem Wahlzettel hinterlassen wird. „Wir Ruander sind nun
wieder wer“, lächelt er und vergleicht das Land - heute mit den frisch
geteerten und sauberen Straßen, mit Ruanda 1994 – als nach dem Völkermord,
in welchem bis zu 800.000 Menschen ermordet wurden, Elend und Chaos
herrschte. Er sei nun wieder stolz, Ruander zu sein, beton Mutabazi noch
einmal, bevor er das Wahllokal betritt.
Mutabazis Wahlstation liegt hoch oben auf einem Hügel, in Nyamirambo –
einem dicht bevölkerten Stadtbezirk Kigalis. Die meisten Wahllokale in
Ruanda befinden sich in Schulen und öffentlichen Gebäuden. Doch in
Nyamirambo wurden zusätzlich Zelte aufgebaut, damit zwischen 6 Uhr am
frühen morgen und 15 Uhr am Nachmittag, wenn die Wahllokale schließen, alle
registrierten Wähler ihre Stimme abgeben können und die Wartezeiten nicht
zu lange werden. Die Zelte sind mit Strohmatten ausgelegt, bunte
Luftballone hängen an den Zeltstangen, ruandische Popmusik schallt aus
Lautsprechern über die hunderte Menschen, die vor den Zelten Schlange
stehen.
Der Andrang ist groß und die Zahl der Kagame-Wähler auch. Er kann vor allem
die Mehrheit der Jugend, die rund 62 Prozent der Wahlberechtigen ausmachen,
auf seiner Seite wissen. Er verspricht ihnen kostenlose Schulbildung und
kostenlose Führerscheine – Friede und Entwicklung. Die Begeisterung der
jungen Generation für ihren Präsidenten ist groß. Die übrigen Ruander
beugen sich dem sozialen Druck, der in den vergangenen Monaten aufgebaut
wurde.
Dieser Druck wird auch in den Wahllokalen sichtbar: Per Gesetz können alle
vier beteiligten Parteien Beobachter in die Wahllokale schicken, um den
Prozess zu überwachen. Doch die Opposition hat nur eine handvoll Abgesandte
in die Wahlbezirke geschickt. Im Vergleich: In jedem Wahlbüro sitzt jedoch
mindestens ein Beobachter von Kagames Regierungspartei RPF (Ruandische
Patriotische Front). Gewollt oder ungewollt: Die Ruander stehen also
geschlossen hinter ihm.
Als am Nachmittag, nach Schließung der Wahlbüros, die Stimmen ausgezählt
werden, verzeichnen manche Lokale hundertprozentige Wahlbeteiligung. In
einem anderen Vorort von Kigali, in Kicukiro, verliest der Vorsteher des
Wahlbüros die Stimmzettel. Er nimmt einen nach dem anderen aus der
Plastik-Urne, zeigt ihn seinen drei Helfern sowie den Wahlbeobachtern:
„Paul Kagame, Paul Kagame, Paul Kagame, Kagame Paul“, so geht das in einer
Reihe fort. Von 310 abgegebenen Stimmen gingen lediglich zwei an die
Liberale Partei mit ihrem Kandidaten Prospere Higiro, eine einzige Stimme
an Jean-Damascène Ntawukuriryayo, den Kandidaten der Sozialdemokraten. Zwei
Stimmzettel wurden als ungültig gewertet – die übrigen 305 heimste Kagame
ein. In den übrigen Wahllokalen in Kicukiro war das Stimmverhältnis
ähnlich.
Es besteht kein Zweifel, dass Kagame die Wahl am Montag gewonnen hat.
Anhänger der Präsidentenpartei RPF verschickten bereits gegen Mittag via
SMS und Facebook Einladungen an alle Anhänger: Im Stadium in Nyamirambo,
direkt neben den Wahlzelten, soll am Abend eine Siegesparty stattfinde -
noch bevor die verläufigen Ergebnisse feststehen.
9 Aug 2010
## AUTOREN
Simone Schlindwein
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