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# taz.de -- Kommentar Schwule im Irak: Tolerant gegen die Intoleranz
> Die Homosexuellen konnten sich noch nie auf Toleranz verlassen, sie
> brauchen Rechtssicherheit und aktiven Schutz vor Übergriffen. Im Irak ist
> das nicht gegeben.
Die Menschenrechte gelten für alle, außer für Homosexuelle. Sie sollen sich
mit Toleranz begnügen - zumindest kann man leicht diesen Eindruck gewinnen.
Sogar der deutsche Außenminister Guido Westerwelle hat in dieser Woche
verkündet, dass er fürderhin beabsichtigt, seinen Lebensgefährten nicht
mehr als Begleitung in Länder mitzunehmen, in denen Homosexualität
strafrechtlich verfolgt wird: "Wir wollen den Gedanken der Toleranz in der
Welt befördern. Aber wir wollen auch nicht das Gegenteil erreichen, indem
wir uns unüberlegt verhalten" erklärte er.
Statt sich mit Nachdruck dafür einzusetzen, dass jenen Homosexuellen aus
den weltweit 75 Staaten, in denen sie verfolgt werden, ihr Menschenrecht
auf sexuelle Selbstbestimmung gewährt wird, befördert die Bundesregierung
nun also die Toleranz. Und zwar, indem sie tolerant gegen die Intoleranz
ist.
Die Homosexuellen konnten sich noch nie auf Toleranz verlassen, sie
brauchen Rechtssicherheit und aktiven Schutz vor Übergriffen - in Gefahr
sind sie häufig auch ohne explizite Gesetzgebung. Die internationale
Gemeinschaft muss also Druck auf die entsprechenden Regierungen ausüben -
so wie es im Falle religiöser Minoritäten und auch im Hinblick auf die
Rechte der Frauen längst zur Selbstverständlichkeit gehört. Die
Homosexuellenfrage, eigentlich ein Indikator für den Zustand einer
Gesellschaft und eng verknüpft mit der Frauenfrage, lässt man aber am
liebsten unter den Tisch fallen. Sie anzusprechen wird als Zumutung
empfunden.
Als Zumutung für die entsprechenden Länder, auf deren kulturelle oder
religiöse Befindlichkeiten man Rücksicht nehmen zu müssen glaubt. Im Fall
des Irak etwa hat sich weder die US-Regierung noch die britische jemals
deutlich zu den Übergriffen auf Homosexuelle geäußert; sie haben auch
nichts für die Sicherheit dieser Minderheit getan.
Zu früh sei es - so heißt es stets -, diese Probleme anzusprechen. Für sehr
viele homosexuelle Iraker ist es längst zu spät, sie wurden ermordet. Die
anderen können auf die Toleranz Deutschlands zählen. Asyl bekommen sie
nicht.
14 Aug 2010
## AUTOREN
Martin Reichert
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