# taz.de -- Neue Hoffnung für bedrohtes Kulturprojekt: Tacheles sucht Erben | |
> Ein neues Gutachten sagt, dass das Grundstück mit der räumungsbedrohten | |
> Kulturruine an der Oraninenburger Straße an seine Alteigentümer | |
> zurückgegeben werden muss. | |
Bild: Die Laune ist super, die Zukunft ungewiss: Der Tacheles-Garten | |
Die von Räumung bedrohten Kreativen im Kunsthaus Tacheles schöpfen neue | |
Hoffnung. Ein im Auftrag der Künstler erstelltes Anwaltsgutachten kommt zu | |
dem Schluss, dass der Verkauf des 23.600 Quadratmeter großen Areals an | |
einen Investor spätestens 2008 widerrufen hätte werden müssen. Der zwischen | |
dem Bund und einem Investor abgeschlossene Vertrag sei unwirksam, da dieser | |
auf dem Gelände nie gebaut habe. Das Gelände sei folglich an die | |
Alteigentümer zurück zu geben. | |
Das Grundstück zwischen Oranienburger- und Friedrichstraße wurde 1995 aus | |
bundeseigenem Treuhandvermögen an die Kölner Fundus-Gruppe verkauft. Weil | |
der Investor eine Großbebauung und damit Arbeitsplätze schaffen wollte, | |
erteilte der Bund einen sogenannten Investitionsvorrangbescheid. Dieser | |
wurde eingeführt, um Bauvorhaben trotz ungeklärter Eigentumsansprüche | |
vorantreiben zu können. Da Fundus sein Bauversprechen aber nie einlöste, | |
hätte die öffentliche Hand spätestens mit Ablauf der "Durchführungsfrist" | |
2007 den Bescheid widerrufen müssen. So zumindest sieht es das Gutachten | |
der Anwaltskanzlei SK Schwarz. Die Fundus Gruppe widerspricht dem: "Die | |
rechtliche Stellungnahme geht von einem völlig unzutreffenden Sachverhalt | |
aus", heißt es in einer ersten Reaktion. Der Investitionsvorrangbescheid | |
sei ordnungsgemäß erteilt worden. | |
Von dem Gutachten erhoffen sich die Tacheles-Künstler nun Aufschub im | |
Wettrennen mit der Zeit. Das aktuell unter Zwangsverwaltung stehende | |
Gelände mit dem Künstlerhaus soll noch dieses Jahr zwangsversteigert | |
werden. Der Eigentümer, die HSH Nordbank, besteht auf einer Räumung des | |
Hauses. Gelänge es den Künstlern, einen Erben ausfindig zu machen, könnte | |
dieser Einspruch gegen den ergangenen Bescheid erwirken. | |
Zeitnah wäre das Anrufen von Bundesrechnungshof oder Petitionsausschuss für | |
die Künstler wohl realistischer. Ein Erfolg hätte auch für einen neuen | |
Eigentümer des Areals gravierende Folgen: Ob der Bezirk noch einmal eine so | |
großzügige Erlaubnis für ein Premiumensemble aus Wohnen, Gewerbe und Hotel | |
erteilen wird, ist fraglich. | |
15 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Nina Apin | |
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