# taz.de -- KLÄR-BEDARF: Koalition gegen Senat | |
> Die Parteispitzen von SPD und Grünen erteilen den Senatsplänen für die | |
> Gründung einer privatrechtlichen Abwasser-GmbH eine Absage. | |
Bild: Braunes Gold? Abwasser ist seit der Antike ein interessantes Geschäft | |
Der Bremer Senat hat gestern besondere Post bekommen: In dem Brief teilen | |
der SPD-Landesvorsitzende Andreas Bovenschulte und die Sprecherinnen der | |
Grünen, Karin Matthes und Susan Mittrenga, ihre Bedenken zum Thema Abwasser | |
mit. Beide Parteien hätten große Bedenken gegen die Gründung einer | |
"Abwasser-GmbH", die der Senat plant. | |
Von der verspricht man sich, die Kosten für Unternehmen senken zu können. | |
Tatsächlich sind die Abwassergebühren in Bremen überdurchschnittlich hoch. | |
Würde stattdessen künftig eine privatrechtlich organisierte GmbH eine | |
Rechnung dafür schicken, könnten Firmen die Mehrwertsteuer einsparen. | |
Allerdings hat die öffentlich-rechtlich organisierte Abwasserentsorgung im | |
übrigen Bundesgebiet die Sorge, dass der Bremer Vorstoß für das | |
Bundesfinanzgericht eine "Präjudizwirkung" in dem Sinne entfalten könnte, | |
dass die Abwasser-Entsorgung auch anderswo mehrwertsteuerpflichtig würde, | |
so die Partei-Spitzen. Der Senat solle "direkte und vertrauensvolle | |
Gespräche mit den Verbänden" suchen, Bremen sei auf die "föderale und | |
interkommunale Solidarität angewiesen" . | |
Zweites Problem: Steuerexperten sehen das Risiko, dass das Kartellamt die | |
hohen Abwassergebühren, wenn sie als "privatrechtliche Entgelte" erhoben | |
werden, "irgendwann in den nächsten Jahren" überprüfen könnte. Die Firma | |
Hansewasser sieht dieses Risiko auch und hat darauf bestanden, dass sie für | |
den Fall, dass die Bremer Abwasser-Preise zu hoch sind, dennoch vom Senat | |
die vollen Gebühren bekommt. Aber nur Hansewasser habe "Einfluss auf die | |
Kostenstruktur", heißt es in dem Brief. Es wäre ein "falscher Anreiz", wenn | |
das "unternehmerische Eigeninteresse an der Vermeidung kartellrechtlicher | |
Risiken" durch den Vertrag mit dem Senat ausgeschlossen würde. | |
Die Grünen-Fraktion teilt diese Bedenken, so ihr Chef Matthias Güldner. | |
Kein Verständnis habe er dafür, dass in dem Modell "Abwasser-GmbH" pauschal | |
alle Risiken von der Stadt getragen werden sollen, die Stadtkasse aber | |
keinerlei Nutzen davon hätte. | |
Mit Privatisierungserlösen hatte sich die große Koalition 1998 dreistellige | |
Millionen-Einnahmen besorgt, für die normale Gebührenzahler bis zum Jahr | |
2028 höhere Abwasser-Gebühren bezahlen müssen. | |
18 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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