# taz.de -- Stadt plant Steuer auf Windkraftanlagen: Wind ums Rad | |
> Luckau will mehr Geld von Betreibern von Windrädern. Andere Orte könnten | |
> nachziehen. Die Grünen befürchten, dass der Ausbau von Windkraftanlangen | |
> dadurch behindert wird. | |
Bild: Kein schönes Landschaftsbild, aber umso besser fürs Land: Öko-Energie … | |
BERLIN taz | Es ist ein Beispiel, das Schule machen könnte: Die | |
brandenburgische Stadt Luckau plant die Einführung einer zusätzlichen | |
Steuer auf Windkraftanlagen. "Wir wollen, dass die Allgemeinheit von der | |
Windkraft profitiert", sagt der Luckauer Bürgermeister Gerald Lehmann | |
(parteilos). Daher liege derzeit ein Antrag beim Brandenburger | |
Innenministerium, mit dem der Kommune die Erhebung einer solchen Steuer | |
genehmigt werden soll. Über die Erfolgsaussichten äußert sich das | |
Ministerium nicht. | |
Bislang zahlen Windkraftbetreiber neben den üblichen Steuern auf Gewinne | |
auch Gewerbesteuer. Die wird nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie | |
zu mindestens 70 Prozent am Standort der Anlage abgeführt, der Rest am Ort | |
des Unternehmenssitzes. Mit der zusätzlichen Steuer, die sich laut Lehmann | |
nach der "Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit" der Anlagen richten | |
soll, erhofft er sich zusätzliche Einnahmen von 3.500 bis 5.000 Euro pro | |
Windrad und Jahr. Wofür das eingenommene Geld ausgegeben wird, darüber | |
müssten dann die lokalen Gremien entscheiden. | |
"Wir wollen Windenergieanlagen nicht verhindern", stellt Lehmann klar. Er | |
gehe nicht davon aus, dass die Steuer potenzielle Investoren abschrecken | |
würde. Auch Hagen Boettcher, Gruppenleiter erneuerbare Energien des | |
Energieversorgers Envia, der zu RWE gehört, glaubt, dass die Summe "nicht | |
ins Gewicht" falle. | |
Ähnlich sieht es Norbert Portz, Leiter der Abteilung Bau- und Umweltrecht | |
beim Deutschen Städte und Gemeindebund. Eine moderate Steuer, und um eine | |
solche handele es sich bei der geplanten Größenordnung, werde keine | |
Auswirkungen haben. Portz geht daher davon aus, dass andere Kommunen | |
nachziehen werden, wenn das Ministerium die Steuer genehmigt. Bislang gebe | |
es an anderen Orten aber keine konkreten Planungen. | |
Portz hofft, dass durch eine Steuer die Akzeptanz von Windkraftanlagen in | |
der Bevölkerung steigt. "Momentan ist Windkraft die erneuerbare Energie mit | |
den größten Akzeptanzproblemen in der Bevölkerung." Diese entstünden nicht | |
nur durch Auswirkungen auf das Landschaftsbild, sondern auch durch eine | |
Interessenkollision beispielsweise mit dem Tourismus. | |
Die Grünen fordern von der rot-roten Landesregierung, einen Ausbau der | |
Windkraft nicht zu behindern. "Die geplante Windradsteuer ist nichts | |
anderes als ein Verhinderungsinstrument von Windkraftanlagen", kritisiert | |
die Landesvorsitzende Annalena Baerbock. Der Landesverband des Bund für | |
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte bereits in der | |
Vergangenheit gefordert, die Anwohner stärker bei der Standortsuche und | |
Planung von Windkraftanlagen zu beteiligen, um Bedenken früh auszuräumen. | |
Das Brandenburger Innenministerium hat angekündigt, im September über eine | |
Genehmigung der Steuer entscheiden zu wollen. Bürgermeister Lehmann glaubt | |
trotzdem nicht daran, dass schnell mehr Geld in die Kasse fließt: Er | |
rechnet zunächst mit Klagen der Investoren. | |
18 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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