# taz.de -- Debatte um Wehrpflicht: Guttenberg stellt Schrumpfpläne vor | |
> Nur noch rund 163.500 Soldaten sollen Dienst tun, geht es nach | |
> Verteidigungsminister Guttenberg (CSU). Merkel stärkt ihm jetzt den | |
> Rücken bei seinem Vorhaben, die Wehrpflicht auszusetzen. | |
Bild: Stehen hier bald nur noch solche, die das Schiessen zum Beruf machen woll… | |
BERLIN dpa | Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) will | |
die Wehrpflicht aussetzen und die Bundeswehr um ein Drittel verkleinern. | |
Bei einem Treffen mit den Experten der Koalitionsfraktionen favorisierte er | |
Informationen aus Teilnehmerkreisen zufolge am Montag ein entsprechendes | |
Modell. Danach soll die Truppe in den nächsten Jahren von derzeit 252 000 | |
auf bis zu 163 500 Soldaten verkleinert werden. | |
Die Wehrpflicht soll zwar im Grundgesetz verankert bleiben, es sollen aber | |
keine jungen Leute mehr gegen ihren Willen eingezogen werden. Der | |
Verteidigungsminister will aber einen freiwilligen "Schnupper-Wehrdienst" | |
mit einer Länge von 12 bis 23 Monaten anbieten, der vor allem dazu dienen | |
soll, Nachwuchs für die Berufsarmee zu rekrutieren. Auch Frauen sollen sich | |
dafür freiwillig melden können. | |
Nach der bisherigen Beschlusslage des Kabinetts soll die Reform bis 2014 | |
rund 8,3 Milliarden Euro einsparen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat | |
aber bereits deutlich gemacht, dass dieser Betrag verringert werden könnte. | |
Guttenberg will die Reform noch in diesem Jahr durchsetzen. Entscheidend | |
werden voraussichtlich die Parteitage von CSU und CDU im Oktober und | |
November sein. | |
Merkel stärkte Guttenberg für die Reform-Debatte am Wochenende den Rücken. | |
Sie bekräftigte am Sonntag im ZDF, dass es keine Denkverbote geben dürfe. | |
Das gelte auch für "ein Neudenken der Rolle der Wehrpflicht". | |
Möglicherweise wird die Umstrukturierung der Streitkräfte deutlich weniger | |
Einsparungen bringen als ursprünglich geplant. Nach einem Spiegel-Bericht | |
wird das von Guttenberg favorisierte Modell den Haushalt bis 2014 nur um | |
1,5 Milliarden Euro statt der vom Kabinett vorgesehenen 8,3 Milliarden Euro | |
entlasten. Zum Einsparpotenzial wollte sich Guttenberg am Sonntag nicht | |
konkret äußern. Er bekräftigte lediglich, dass es keine Reform nach | |
Kassenlage geben werde. Ausschlaggebend seien sicherheitspolitische | |
Kriterien. | |
Guttenberg stellt sich auf eine harte Diskussion auch in den eigenen Reihen | |
ein. "Es gibt ein breites Meinungsbild in den Unionsparteien", sagte er. | |
Eine Abkehr von der Wehrpflicht rüttelt aus Sicht des niedersächsischen | |
Ministerpräsidenten David McAllister an Grundüberzeugungen der Union. Der | |
CDU-Landesvorsitzende, ein Befürworter der Wehrpflicht, forderte in | |
Hannover eine gründliche Reform-Debatte in seiner Partei. "Die CDU war seit | |
1955 die Partei der Wehrpflicht und des Zivilen Ersatzdienstes. So etwas zu | |
verändern, wäre schon eine Kursveränderung", sagte McAllister. | |
Dem Spiegel zufolge bemüht sich Merkel darum, die CDU von einem Abschied | |
von der Wehrpflicht zu überzeugen. So führte die Parteivorsitzende | |
Gespräche mit Unionsfraktionschef Volker Kauder, um diesen von seinem Nein | |
zur Freiwilligenarmee abzubringen - laut Spiegel offenbar mit Erfolg. | |
Kauder versicherte demnach intern, dass die Bundestagsfraktion kein Veto | |
einlegen werde, falls sich die Mehrheit der CDU für ein Aussetzen der | |
Wehrpflicht ausspreche. | |
23 Aug 2010 | |
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