# taz.de -- Vorwahlen in den USA: Letzte Rettung Sarah Palin | |
> Senator John McCain muss sich in einer Vorwahl in Arizona einem rechten | |
> Rivalen stellen. Dass er noch Chancen hat, verdankt er der Unterstützung | |
> der Tea-Party-Ikone. | |
Bild: Als "Maverick" und politischer Grenzgänger ist John McCain bei den Repub… | |
Damit hatte John McCain nicht gerechnet. Zum fünften Mal will der | |
74-Jährige Anfang November in seinem Heimatstaat Arizona um den Senatssitz | |
kandidieren - nach so langer Zeit bekommen die Amtsinhaber normalerweise | |
die Kandidatur ihrer Partei kampflos angetragen. Zumal, wenn sie | |
landesweite Berühmtheiten sind wie der ehemalige Präsidentschaftskandidat. | |
Nicht so John McCain: Am heutigen Dienstag muss der Senator in einer | |
Vorwahl gegen seinen Konkurrenten John David Hayworth bestehen. Den | |
Umfragen nach wird das wohl gelingen - aber der Kampf zeigt, wie stark die | |
Republikaner in der Nach-Bush-Ära noch einmal nach rechts gerückt sind. | |
"JD" Hayworth, ein 52-jähriger früherer Kongressabgeordneter, greift McCain | |
scharf von rechts an. Ein Linker im republikanischen Schafspelz sei McCain, | |
überhaupt kein echter Konservativer. McCain sei für die Amnestie illegaler | |
Immigranten und verkörpere nicht die Werte der konservativen WählerInnen | |
Arizonas. Der plumpe Diskurs gegen den verdienten Vietnamveteranen kommt an | |
bei den konservativen Wählern: Rund 30 Prozent der Abstimmungsberechtigten | |
haben in Umfragen signalisiert, für den Herausforderer stimmen zu wollen. | |
Dass es nicht viel mehr geworden sind, hat John McCain vor allem einer Frau | |
zu verdanken, die er selbst vor zwei Jahren aus dem politischen Abseits an | |
die Spitze der neurechten Bewegungsrepublikaner gebracht hat: Sarah Palin. | |
Die frühere Gouverneurin Alaskas, die McCain in der Präsidentschaftswahl | |
2008 zu seiner Vizekandidatin gemacht hatte, reist in diesen Wochen quer | |
durch die USA. Sie ist die Ikone der rechten "Tea Party", und wer sich ihre | |
Unterstützung sichern kann, hat gute Chancen, im November um einen Sitz in | |
Washington zu kämpfen. | |
Meinten viele, die Nominierung Palins habe McCain seinerzeit um die | |
Wahlchancen gebracht, so hat sich der damalige Schritt heute für McCain | |
ausgezahlt: Mit klaren Worten unterstützt Palin ihren einstigen Entdecker. | |
McCain habe, sagte Palin beim Auftritt in Tucson, zu allen wichtigen Dingen | |
der Obama-Regierung nein gesagt: Gesundheitsreform, Steuerreform, | |
Klimaschutz, Abtreibung - alles abgelehnt, bravo! Ein wahrer Konservativer. | |
Für John McCain bedeutet diese Unterstützung eine weitere Abkehr von allem, | |
wofür er stolz in seinem politischen Leben gestanden hatte. Aber der | |
"Maverick", der Einzelgänger und politische Grenzüberschreiter, passt nicht | |
in die republikanische Partei von 2010. | |
Die steht mit ihrer "Politik des Neins" vor der Wiederübernahme der Macht | |
in beiden Häusern des Kongresses. Vor allem getragen von einer Welle der | |
Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Lage. Mit knapp 10 Prozent | |
Arbeitslosigkeit im Land, können sich die Konservativen realistische | |
Hoffnungen machen, ihre Wähler zu tausenden an die Urnen zu bringen. Das | |
"Nein", stellen die Demokraten entnervt fest, reicht. Vom Schwung der | |
Obama-Kampagne 2008 hingegen ist nicht viel übrig geblieben - die Ablehnung | |
ist schlicht leichter zu organisieren als die Zustimmung. | |
Schon vergleichen Analysten die Wahlen 2010 mit denen von 1994. Damals war | |
Bill Clinton gerade zwei Jahre im Amt. Bei den Kongresswahlen übernahmen | |
die Republikaner die Mehrheit in beiden Kammern, die sie erst 2006 wieder | |
abgeben sollten. Für John McCain dürfte die kommende Amtszeit die letzte | |
werden - so wie es aussieht, hat der Senator sich selbst überlebt. | |
24 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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