# taz.de -- Datenschutz für Arbeitnehmer: Keine Kameras im Spind | |
> Keine beliebigen Gesundheitstests, kein Schnüffeln in sozialen | |
> Netzwerken: Arbeitnehmer sollen künftig besseren Datenschutz genießen. | |
> Offene Überwachung könnte aber einfacher werden. | |
Bild: So ist's erlaubt: Offen sichtbare Videoüberwachung vor der Unternehmensz… | |
BERLIN taz | Das Bundeskabinett hat am Mittwoch Regeln für den Umgang mit | |
Daten von Arbeitnehmern und Bewerbern beschlossen. Damit reagiert | |
Schwarz-Gelb auf Überwachungsskandale bei Unternehmen wie Lidl, Bahn und | |
Telekom. Das Gesetz schaffe Rechtssicherheit und sorge für einen | |
"ausgewogenen Ausgleich" zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, sagte | |
Innenminister Thomas de Maizière (CDU). Der Deutsche Gewerkschaftsbund | |
(DGB) übte hingegen scharfe Kritik. DGB-Chef Michael Sommer sprach von | |
"Gummiparagrafen", die das Ausspionieren von Beschäftigten ermöglichten. | |
In dem Gesetzentwurf wird unter anderem geregelt, dass vor einer | |
Einstellung gesundheitliche Untersuchungen nur zulässig sein sollen, wenn | |
sie für den jeweiligen Job relevant sind. So soll ein Chirurg auf eine | |
HIV-Infektion untersucht werden können, nicht aber eine Sekretärin. Grenzen | |
setzt die Regierung den Arbeitgebern auch beim Ausforschen von potenziellen | |
Mitarbeitern im Netz. So sollen Chefs zwar Infos über Bewerber ergoogeln | |
können, über soziale Netzwerke wie Facebook aber nicht recherchieren | |
dürfen. Kritik, dass dies nicht überprüfbar sei, wies de Maizière zurück. | |
Man könne auch nur schwer kontrollieren, ob ein Arbeitgeber einen Bewerber | |
aus diskriminierenden Motiven ablehne. Dennoch sei es gut, dass es Gesetze | |
gebe, die das verbieten. | |
In Zukunft sollen Arbeitgeber ihre Mitarbeiter auch nicht mehr heimlich per | |
Video überwachen dürfen, selbst wenn ein konkreter Verdacht auf eine | |
Straftat besteht. Eingesetzt werden kann in solchen Fällen aber ein | |
Privatdetektiv. Relativ niedrig sind in dem Gesetzentwurf die Hürden für | |
eine offene Videoüberwachung in den Betrieben. "Das wird zu einer | |
Ausweitung führen", prophezeit denn auch Thilo Weichert, | |
Datenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein. | |
Weitgehend positiv bewertete hingegen der Bundesdatenschutzbeauftragte | |
Peter Schaar das geplante Gesetz. Er sprach von einem "tragfähigen | |
Kompromiss, der eine substanzielle Verbesserung" darstelle. Kritik übte er | |
aber an dem automatischen Abgleich von Beschäftigtendaten, den das Gesetz | |
Arbeitgebern auch ohne Anlass ermöglicht. Mit dieser innerbetrieblichen | |
Rasterfahndung sollen Firmen Korruption bekämpfen können - ein Punkt, der | |
den Gewerkschaften aufstößt. Die Aufklärung von Korruption gehöre in die | |
Hände von Polizei und Staatsanwaltschaft, sagte DGB-Chef Sommer. | |
25 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Wolf Schmidt | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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