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# taz.de -- Birmas netter Nachbar: China hofiert Juntachef
> Die chinesische Regierung verspricht Birmas vom Westen geschmähten
> Generälen noch bessere Beziehungen. Kritik weist Peking zurück.
Bild: Ein Empfang mit allen Ehren: Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao (l) …
PEKING taz | Es ist so ungewohnt wie symbolisch und irreführend: Bei seinem
China-Besuch zeigte sich Birmas Juntachef Than Shwe zivil im dunklen Anzug.
Fünf Tage lang besuchte der Armeechef diese Woche Peking, Schanghai und die
Sonderwirtschaftszone Shenzhen. In China ist der 77-Jährige anders als im
Westen gern gesehen. In der Großen Halle des Volkes empfing ihn Staats- und
Parteichef Hu Jintao mit allen Ehren. Der Besuch werde die Beziehungen
zwischen beiden Staaten "noch weiter verbessern", so Hu.
Das dürfte der Gast gern gehört haben: Birmas Regime sucht Unterstützung
für die am 9. November geplanten Wahlen und braucht Hilfe bei der Kontrolle
der ethnischen Minderheiten an seinen Grenzen.
Die Reise von Than Shwe und seiner 30-köpfigen Delegation kommt zu einer
Zeit, in der die Kooperation mit dem Nachbarn China so eng ist wie nie:
Erstmals in den 60 Jahren ihrer diplomatischen Beziehungen ankerten
kürzlich zwei chinesische Kriegsschiffe vor Birmas alter Hauptstadt Rangun.
Sie kehrten gerade von der Piratenjagd am Horn von Afrika zurück.
Chinesische Firmen bauen Hafenanlagen, Pipelines, Eisenbahnen, Straßen,
Fabriken, ein Kupferbergwerk und liefern Kraftwerke, Maschinen und Waffen.
Auf der birmesischen Seite der 20.000 Kilometer langen Grenze zahlen die
Bewohner in heimischen Geschäften inzwischen vielerorts mit chinesischen
Yuan und telefonieren billig übers chinesische Mobilnetz. Anders als die
Regierungen in Europa und den USA halten Pekings Politiker nichts von
Wirtschaftsembargos, um Birmas Regime zu einem besseren Umgang mit der
Opposition zu zwingen.
So ist China nach Thailand und Singapur drittgrößter Geschäftspartner
Birmas. Der Handel zwischen beiden Ländern betrug 2009 rund 2,9 Milliarden
US-Dollar. Nicht mitgerechnet ist der Schmuggel wertvoller Hölzer, der
Drogenhandel und die Glücksspielindustrie in den Casinos der Grenzregion.
Das rohstoffhungrige China ist besonders an Birmas Öl- und Gasreserven
interessiert. Zudem will es direkten Zugang zum Indischen Ozean. Allein im
Mai investierten chinesische Firmen laut der amtlichen Nachrichtenagentur
Xinhua 8,17 Milliarden Dollar in Wasserkraft-, Öl- und Gasprojekte. Chinas
Ölgigant CNPC baut seit vergangenem Oktober an Birmas Westküste Anlagen im
Tiefseehafen von Kyaukpyu.
Dort soll Öl aus Afrika und dem Nahen Osten von den Tankern durch eine
800-Kilometer-Pipeline in Chinas Südwesten gepumpt werden. Eine noch
längere Leitung ist ins chinesische Hinterland geplant.
Für die Militärjunta sind die Geschäfte mit China nicht nur wirtschaftlich,
sondern auch politisch sehr nützlich, schrieb kürzlich das von birmesischen
Exiloppositionellen herausgegebene Magazin Irawaddy. Die Pipeline
garantiere, "dass Peking Birma auch in Zukunft schützen und sich gegen
internationale Sanktionen gegen das Land stellen wird".
Pekings Regierungssprecher weisen Kritik an der engen Kooperation mit der
Junta mit dem Hinweis zurück, man wolle sich nicht "in die inneren
Angelegenheiten" des Nachbarn einmischen.
Dass Junta-General Than Shwe nicht in Uniform durch China reist, hat einen
guten Grund: Das Regime hat versprochen, dass Birma nach den Wahlen im
November eine neue zivile Regierung erhalten soll - die erste seit fast
einem halben Jahrhundert.
Die neue Verfassung, die gegen die wichtigsten Oppositionskräfte
durchgepeitscht wurde, verlangt, dass künftig ein Zivilist den Staat führt.
Der aber muss "gut vertraut" mit dem Militär sein, welches das letzte Wort
behält. Wer ist dafür ist besser geeignet als China-Gast Than Shwe und
seine Exoffiziere?
10 Sep 2010
## AUTOREN
Jutta Lietsch
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