# taz.de -- Wahlen in Birma: Die Generäle bringen sich in Stellung | |
> Anfang November wird in Birma gewählt. Die Wahl wird weder frei noch fair | |
> sein. Denn die Militärs setzen alles daran, dass sich der Wahlsieg der | |
> Opposition nicht wiederholt. | |
Bild: Seine Zukunft ist noch ungewiss: Junta-Chef Than Shwe. | |
BANGKOK taz | Das Regime bringt sich weiter in Stellung. Am Wochenende | |
wurde bekannt, dass es innerhalb der Militärführung massive Veränderungen | |
gibt – die größten seit Jahrzehnten. Demnach haben bis zu 70 führende | |
Generäle ihren Dienst quittiert. Es hieß, dass darunter auch Juntachef Than | |
Shwe sowie sein Stellvertreter Maung Aye seien. Letzteres aber wurde | |
bislang dementiert. Zwar sei geplant, dass auch diese beiden ihre Uniformen | |
ablegen, aber noch gebe es dazu keine Bestätigung, hieß es offiziell. | |
Die anderen Generäle sollen nun der Union Solidarity and Development Party | |
(USDP) beitreten. Die Partei wurde im April von Premier Thein Sein, selbst | |
ein Exarmeeangehöriger, sowie zwei Dutzend weiteren Militärs ins Leben | |
gerufen. | |
Mittlerweile verschmolz die USDP mit der 1993 von der Junta gegründeten | |
Union Solidarity and Development Association (USDA), einer als | |
"Wohlfahrtsorganisation" getarnten Massenbewegung, die für ihre Brutalität | |
berüchtigt ist. | |
Mitglieder der USDA waren sowohl an dem blutigen Übergriff auf einen | |
Autokonvoi von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi im Mai 2003 als | |
auch an der Niederschlagung einer von Mönchen angeführten Demonstrationen | |
2007 beteiligt. | |
Als juntatreue Einrichtung verfügte die USDA von jeher über reichlich Geld | |
und nach eigenen Angaben über 24 Millionen Mitglieder. Andere Parteien | |
hingegen können kaum die finanziellen Mittel für die Nominierung ihrer | |
Kandidaten aufbringen. | |
Vor allem die Opposition sieht sich Repressionen und massivem Zeitdruck | |
ausgesetzt. Monatelang hatten sich die Militärs über den Wahltermin | |
ausgeschwiegen. Erst Mitte August war dieser verkündet worden. Über den nun | |
für den 7. November geplanten Urnengang machten sich Regimegegner von | |
vornherein wenig Illusionen. | |
Schon in der Verfassung von 2008 werden den Militärs - unabhängig vom | |
Wahlergebnis für die USDP - ein Viertel aller Parlamentssitze sowie | |
Schüsselpositionen in der Regierung garantiert. Verfassungsänderungen ohne | |
Zustimmung der Junta sind unmöglich. | |
Zudem darf laut Wahlgesetz niemand Mitglied einer politischen Partei sein, | |
der eine Haft- oder Arreststrafe verbüßt. Das zielte vor allem auf die | |
Nationale Liga für Demokratie (NLD), die mittlerweile zwangsaufgelöste | |
Partei von Suu Kyi und Wahlsiegerin von 1990. | |
Hätte sich die NLD dieses Mal registrieren wollen, hätte sie zuerst die | |
unter Hausarrest stehende Suu Kyi ausschließen müssen. Doch die Partei | |
hatte sich geweigert und stattdessen zum Wahlboykott aufgerufen. Suu Kyi | |
verbrachte den größten Teil der vergangenen 20 Jahre unter Hausarrest oder | |
im Gefängnis. | |
Diese Haltung wird nicht von allem geteilt. Eine NLD-Splittergruppe namens | |
"Nationale Demokratische Kraft" (NDF) entschied sich trotz allem zur | |
Teilnahme - sehr zum Unmut einstiger Mitstreiter. | |
Die Wahlen könnten eine Veränderung bedeuten, hoffte NDF-Vorsitzender Than | |
Nyein. Doch zwischenzeitlich war nicht klar, ob die Partei überhaupt | |
imstande sein würde, ihre Kandidatenliste wie gefordert bis zum 30. August | |
an die Wahlkommission zu übergeben. Von einen "Wettlauf gegen die Zeit" | |
spricht auch U Thu Wai, Vorsitzender der Demokratischen Partei (DP). Zudem | |
hätten Geheimdienstler versucht, DP-Mitglieder einzuschüchtern. | |
Für die Kritiker spielt es demnach keine Rolle, dass die Generäle künftig | |
in Zivil auftreten. Als "beschämend" hatte die Menschenrechtsorganisation | |
Human Rights Watch das Verfahren schon im Vorfeld bezeichnet: Es gehe nur | |
darum, den Übergang von einer Militärregierung zu einer von Militärs | |
kontrollierten Zivilregierung zu garantieren. | |
Ein Bündnis von Dissidenten hat die Weltgemeinschaft dazu aufgerufen, die | |
Wahlen nicht anzuerkennen. Laut Umfragen,unter anderem in Birmas | |
Grenzregionen zu Thailand, Bangladesch und China, befürchten etliche | |
Bewohner, vor allem die Angehörigen ethnischer Minderheiten, dass Gewalt | |
und Unterdrückung seitens des Militärregimes nach den Wahlen noch zunehmen | |
wird. | |
30 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Nicola Glass | |
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