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# taz.de -- Anklage gegen Bioputenmäster: Betrug unterm Ökosiegel
> Der frühere Branchenführer hat laut Staatsanwalt Biofleisch mit
> konventioneller Ware gestreckt. Bis ihm das Ökosiegel entzogen wurde,
> soll ein Millionenschaden entstanden sein.
Bild: Putenschicksal: Erst in der Masse gehalten, geschlachtet und dann auch no…
BERLIN taz | Deutschlands einst größter Bioputenmäster steht seit Montag
wegen Betrugs mit dem Ökosiegel vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft habe
Berthold Franzsander am ersten Verhandlungstag vorgeworfen, in erheblichem
Umfang konventionelles Fleisch als teurere Bioware verkauft zu haben, sagte
ein Sprecher des Landgerichts Paderborn. Mit dieser Masche soll sich der
Landwirt aus Ostwestfalen in 72 Fällen insgesamt 1,3 Millionen Euro
erschlichen haben.
685 Firmen waren der 70 Seiten umfassenden Anklageschrift zufolge Kunden
Franzsanders. Von 2004 bis 2008 kaufte er etwa 1.000 Tonnen konventionelle
Geflügel- und Lammerzeugnisse zu, wie Nordrhein-Westfalens Landesamt für
Verbraucherschutz mitteilte. Anfang 2009 flog der Skandal auf.
Der Beschuldigte räumte laut Anklage bereits ein, Biofleisch mit
konventionellem gemischt zu haben. Allerdings sei er davon ausgegangen,
dass das legal sei, weil zur mutmaßlichen Tatzeit nicht genügend Ökoware
vorhanden gewesen sei. Das Landgericht hat weitere Verhandlungstage bis 4.
Oktober in dem Prozess angesetzt.
Auch vor dem Verwaltungsgericht Minden läuft ein Verfahren wegen der
gleichen Geschichte. Dort hat Franzsander gegen den Direktor der
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen geklagt, weil er 100.000 Euro an
Agrarsubventionen nicht zurückzahlen will, die er von 2002 bis 2008 für die
Biohaltung seiner Tiere erhalten hatte. Die Behörde fordert das Geld zurück
und begründete das einer Gerichtssprecherin zufolge damit, dass das
Verbraucherschutzamt Franzsander das Biosiegel entzogen habe und er dagegen
nicht geklagt habe.
Das Amt warf Franzsander vor, seine Ökotiere mit konventionellem Futter
gefüttert zu haben. Laut Verteidigung gab er das Futter aber nur den
konventionell gehaltenen. Die Entscheidung in diesem Prozess wird bis Ende
des Monats erwartet.
Der Skandal um Franzsander hatte eine Diskussion über Mängel im
Biokontrollsystem ausgelöst. Die Aufsichtsbehörden ordneten deshalb Ende
2009 an, dass die Öko-Inspekteure große Geflügelfarmen jetzt mindestens
vier- statt wie bisher einmal pro Jahr überprüfen müssen.
20 Sep 2010
## AUTOREN
Jost Maurin
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