# taz.de -- Guerilla in Tadschikistan: Tödlicher Angriff auf Militärkonvoi | |
> Bei einem Guerillaüberfall im Osten des Landes kommen 25 Soldaten ums | |
> Leben. Die Regierung macht Islamisten verantwortlich, womöglich | |
> entwichene Häftlinge. | |
Bild: Seit Wochen fahnden die tadschikischen Sicherheitskräfte intensiv in der… | |
BERLIN taz | Die Heftigkeit eines Überfalls einer bisher unbekannten | |
Gruppierung auf eine Militäreinheit hat die Regierung in Tadschikistan | |
überrascht. Bei dem Guerillaangriff am Sonntag in einem Gebirgstal 250 | |
Kilometer östlich der Hauptstadt Duschanbe kamen insgesamt 25 Soldaten ums | |
Leben. | |
Das Verteidigungsministerium des zentralasiatischen Landes macht | |
islamistische Kämpfer für den Angriff verantwortlich, die aus dem | |
benachbarten Afghanistan über die schwer zu bewachende Gebirgsgrenze nach | |
Tadschikistan eingesickert sein sollen. | |
Dem tödlichen Angriff auf den Militärkonvoi ging Ende August eine | |
spektakuläre Massenflucht von über 20 Inhaftierten aus einem tadschikischen | |
Gefängnis in Duschanbe voraus. | |
Die Geflohenen sollen nach offiziellen Angaben islamistische Terroristen | |
sein. Viele von ihnen seien in die östlichen Gebirgsprovinzen geflohen, wo | |
sich am Sonntag der Angriff auf die Militärkolonne ereignete. Anfang | |
September erschütterten zudem zwei Terroranschläge das Land. | |
Seit Wochen fahnden die tadschikischen Sicherheitskräfte intensiv in der | |
schwer zugänglichen Gebirgsregion, die sich entlang des Flusses Warsch bis | |
zur kirgisischen Grenze erstreckt, nach den entkommenden Häftlingen. | |
Ob der Angriff auf das tadschikische Militär im Zusammenhang mit dem | |
Gefängnisausbruch steht oder der Fahndungsdruck der tadschikischen | |
Sicherheitskräfte die in der Gebirgsprovinz agierenden Kämpfer | |
aufgeschreckt hat, ist bisher unklar. | |
Das tadschikische Verteidigungsministerium dementiert derweil im Internet | |
kursierenden Informationen, dass weitere 25 Soldaten nach dem Angriff | |
vermisst seien. | |
Die Gebirgsregion östlich von Duschanbe war schon einmal Schauplatz | |
militärischer Auseinandersetzungen. Im tadschikischen Bürgerkrieg, der das | |
Land nach dem Zerfall der Sowjetunion von 1992-1997 erschütterte, | |
operierten die Kämpfer der von der islamischen Bewegung Tadschikistans | |
dominierten Opposition in diesen Tälern und Bergen und bekämpften die von | |
Russland unterstützte Regierung in Duschanbe. | |
Die gängigen Schmuggelrouten für das aus Afghanistan angebaute Opium nach | |
Zentralasien führen bis heute über die Gebirgspässe Tadschikistans. | |
Nach dem Friedensschluss 1997 legten zahlreiche Oppositionskommandeure die | |
Waffen nieder. Andere, die gegen die Aussöhnung waren, wichen nach | |
Afghanistan aus und schlossen sich den Taliban an. | |
Seit 2009 wird die Rückkehr dieser Bürgerkriegsveteranen nach Tadschikistan | |
beobachtet. Im Schlepptau sollen sich auch Kämpfer aus Tschetschenien und | |
arabischen Staaten befinden. | |
Akbar Turadschonsodah, der im Bürgerkrieg zum Führungszirkel der Opposition | |
gehörte und nun als Besitzer einer Baumwollfabrik in Tadschikistan lebt, | |
verurteilte den Angriff auf das Militär. | |
Tadschikistan kommt im Afghanistankrieg der Nato eine wachsende Bedeutung | |
zu. Die französische Armee nutzt den Flughafen in Duschanbe. Zudem führt | |
eine wichtige Versorgungsroute der Nato über das Land nach Nordafghanistan. | |
22 Sep 2010 | |
## AUTOREN | |
Marcus Bensmann | |
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