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# taz.de -- Komponist über Deutschen Fernsehpreis: „Ein besserer Selbstbedie…
> Weil Kreative nicht mehr gewürdigt werden und die Sender lieber Fußballer
> auszeichnen, droht dem Deutschen Fernsehpreis ein Eklat. Der
> TV-Musikkomponist Hans Hafner will mit protestieren.
Bild: Macht der Deutsche Fernsehpreis das TV kaputt?
taz: Herr Hafner, warum wollen Sie am Samstag mit einer weißem Maske zur
Verleihung des Deutsche Fernsehpreises gehen?
Hans Hafner: Ich will die Anonymität unterstreichen, in die wir von den
Preisveranstaltern, den großen Fernsehsendern gedrückt werden. Denn die
kreativen Preis-Kategorien sind - mit Ausnahme der für Schauspieler - de
facto abgeschafft. Das bizarrste Aus ist das Ende des Drehbuch-Preises:
Ohne Drehbuch passiert doch nichts. Es ist für mich unbegreiflich, wie
wenig wertgeschätzt das wird - auch und gerade von den
öffentlich-rechtlichen Sendern.
Die Sender sagen: Natürlich werden kreative Einzelleistungen weiterhin
gewürdigt, indem es Preise für das programmliche Gesamtkunstwerk und das
dahinter stehende Team gibt. Zwei Serien, für die Sie die Musik gemacht
haben - "Danni Lowinski" und "Allein gegen die Zeit" - sind nominiert. Das
freut Sie gar nicht?
Doch, aber darum geht es nicht. Denn gerade uns Komponisten wird doppelt
geschadet: Wir werden de facto gezwungen, die Rechte an unserer Musik den
Sendern zur Refinanzierung zu überlassen, um überhaupt an Aufträge zu
kommen. Und auf der anderen Seite wird uns jetzt auch noch die
Wertschätzung für unsere künstlerische Leistung genommen, weil die eigene
Kategorie Musik beim Preis verschwindet - wie eben alle kreativen
Kategorien mit Ausnahme der für Schauspieler überhaupt.
Der Träger des "Ehrenpreises" ist schon vorab bekannt - es ist die
Herren-Fußballnationalelf. Was sagt das über den Preis aus?
Es geht nur noch um eine nette Gala - und nicht um eine ambitionierte
Leistungsschau des TV-Schaffens. So stärken sich vielleicht noch die
Programm-Verantwortlichen, weil jetzt jeder Sender garantiert etwas
abbekommt. Ein besserer Selbstbedienungsladen halt.
Offenbar wird nun auch den großen Sendern, die für den Preis verantwortlich
sind, mulmig: Die Senderchefs von ARD, ZDF, Sat.1 und RTL haben die
Kreativen geschrieben: "Bitte tragen Sie mit uns dafür Sorge, dass nicht
bei und anlässlich der Preisverleihung Dinge ausgetragen werden, die dort
nicht hingehören". Außerdem wird die Gala wie in früheren Jahren nicht mehr
am gleichen Abend, sondern erst 24 Stunden später ausgestrahlt. Werden die
Zuschauer trotzdem etwas von der Auseinandersetzung mitbekommen?
Ich hoffe, dass das auch im Saal Thema sein wird - und zwar auf eine Art
und Weise, die man dann nicht mehr herausschneiden kann. Ich bin ja
eigentlich kein Verschwörungstheoretiker, aber in diesem Fall liegt der
Verdacht sehr nah, dass sich die ARD mit dem späten Ausstrahlungstermin da
absichern will.
8 Oct 2010
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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