# taz.de -- IWF-Jahrestagung: Kalter Währungskrieg | |
> Der Internationale Währungsfonds findet keine Lösung für den derzeitigen | |
> Abwertungswettlauf. Dafür kommt die Stimmrechtsreform voran - wenn auch | |
> langsam. | |
Bild: IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn (re) warb für eine "Stabilitätsinitiati… | |
Wer auf einen Beitrag des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Lösung | |
des heftig aufgeflammten Währungsstreits gehofft hatte, wurde enttäuscht. | |
In einem Kommuniqué zum Abschluss der Herbsttagung von IWF und Weltbank | |
heißt es lediglich, der Fonds wolle in diesem Bereich "seine Arbeit | |
vertiefen". Protektionismus - etwa in Form von Strafzöllen gegen Länder, | |
die Währungsdumping betrieben - müsse verhindert werden. | |
Billiges Geld | |
Vor Kurzem hatte das US-Abgeordnetenhaus ein Gesetz beschlossen, das | |
Sanktionen gegen Länder wie China vorsieht, die ihre Währung künstlich | |
niedrig halten und dadurch ihre Exporte wettbewerbsfähiger machen. | |
US-Finanzminister Timothy Geithner hatte den IWF aufgefordert, dazu | |
Position zu beziehen. Doch die USA haben selbst nach Kräften ihren Dollar | |
zu verbilligen versucht. Gegenüber dem Euro hat der Greenback innerhalb | |
eines Monats fast 10 Prozent an Wert verloren. Auch Japan, Südkorea und | |
Brasilien betreiben eine aktive Politik, um zumindest eine Aufwertung ihrer | |
Währungen zu verhindern. So pumpen die Zentralbanken Geld in den Markt, um | |
die Zinsen zu senken und die Nachfrage nach der eigenen Währung relativ zum | |
Angebot zu reduzieren. | |
Die Folge könnte nicht nur ein Abwertungswettlauf mit folgendem | |
Handelskrieg sein, sondern auch eine erneute Liquiditätsblase, die die | |
Stabilität der Finanzmärkte gefährdet. | |
Der ägyptische Finanzminister und Vorsitzende des IWF-Lenkungsausschusses, | |
Youssef Boutros-Ghali, bezeichnete es als Fortschritt, dass alle Länder dem | |
IWF bei Währungsstreitigkeiten eine zentrale Rolle zuerkannten. IWF-Chef | |
Dominique Strauss-Kahn warb für eine "Stabilitätsinitiative", um | |
Währungsstreitigkeiten zu entschärfen. Dabei sollen die IWF-Mitglieder | |
überzeugt werden, weniger auf einen ruinösen Exportpreiswettkampf und mehr | |
auf die Stärkung der Binnennachfrage zu setzen. | |
Klartext sprach auf der IWF-Tagung nur der brasilianische Finanzminister | |
Guido Mantega, der als Erster von einem "Währungskrieg" geredet hatte. Er | |
forderte eine engere internationale Zusammenarbeit in Währungsfragen. | |
Ursprünglich war der IWF 1944 gegründet worden, um ein internationales | |
System fester Wechselkurse zu managen. | |
Hoffen auf G 20 | |
Etwas weiter scheint man in Washington bei der schon lange geplanten | |
IWF-Reform gekommen zu sein. Strauss-Kahn zufolge ist in "Tagen oder | |
Wochen" mit einer Einigung über eine Umverteilung von Stimmrechten und | |
Direktoriumssitzen zugunsten der Schwellen- und Entwicklungsländer zu | |
rechnen. Er mahnte, dass Länder, die mehr Einfluss im Fonds bekämen, dafür | |
auch einen größeren Beitrag zur Stabilisierung des Finanzsystems leisten | |
müssten. Doch die Klärung der entscheidenden Frage, wer im Gegenzug auf | |
Stimmen und Sitze verzichten soll, blieb aus. Auch in dieser Frage soll nun | |
die G 20 den Durchbruch schaffen, und zwar schon auf ihrem nächsten Gipfel | |
im November in Seoul. Denn die Reform soll 2011 umgesetzt sein. | |
10 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Nicola Liebert | |
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