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# taz.de -- Kommentar Tiefseebohrungen: Bis zur nächsten Explosion
> Muss erst in der Nordsee ein Unglück wie im Golf von Mexiko passieren,
> damit der Wettkampf ums Öl in der Tiefsee gestoppt wird? Die Antwort: Es
> würde nichts ändern.
Für einige Monate schien es so, als würde die Politik den Ölkonzernen die
Stirn bieten. Die Bestürzung über die Explosion der Bohrinsel "Deepwater
Horizon" im Golf von Mexiko und über die vielen Schlampereien bei BP und
den anderen beteiligten Firmen war so groß, dass in den USA ein Bohrstopp
für die Tiefsee verhängt wurde. Auch die Bundesregierung und die EU wollten
das für die Nordsee durchsetzen.
Doch die Öllobby behielt die Oberhand. Erst knickte Bundesumweltminister
Norbert Röttgen ein und blieb sogar der entscheidenden Konferenz der
Anrainerstaaten der Nordsee und des Nord-Ost-Atlantiks fern, auf der er
doch eigentlich den Bohrstopp durchsetzen wollte. Und EU-Kommissar Günther
Oettinger knickte ebenfalls vor der Ölfördernation Großbritannien ein. Der
Bohrstopp per Gesetz ist vom Tisch - und was die Mitgliedstaaten der EU von
den neuen Sicherheitsauflagen übrig lassen, ist völlig offen. Muss erst in
der Nordsee ein Unglück wie im Golf von Mexiko passieren, damit der teure
und risikoreiche Wettkampf um die Ölreserven in der Tiefsee gestoppt wird?
Die Antwort ist: Es würde nichts ändern. Die USA haben trotz Ölpest im Golf
mit Hinweis auf die wirtschaftlichen Schäden den Bohrstopp wieder
aufgehoben, in der EU wäre das kaum anders. Zu stark ist die Macht der
Droge Öl und des damit zu verdienenden Geldes. Und Süchtige lassen sich
nicht durch den Hinweis auf langfristige Schäden und Gefahren von Ihrer
Droge abbringen.
Wir leben mit dem Öl und nutzen seine Vorteile an vielen Stellen, von
Aspirin bis Zwölf-Zylinder. Solange das so ist, müssen wir auch mit den
Risiken leben. "Deepwater Horizon" wird nicht die letzte Bohrinsel gewesen
sein, die explodiert. Die nächste Ölpest kommt bestimmt.
13 Oct 2010
## AUTOREN
Stephan Kosch
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