# taz.de -- Wirtschaftssenator Karan über den Arbeitsmarkt: "Ein Wettlauf mit … | |
> Hamburgs Wirtschaftssenator Ian Karan im taz-Interview über die Senkung | |
> der Arbeitslosigkeit, das Herzstück Hafen und das absehbare Ende seiner | |
> Dienstzeit. | |
Bild: Sollen weniger werden, verspricht Ian Karan: Wartende bei der Agentur fü… | |
Herr Karan, haben Sie es schon bereut, Wirtschaftssenator geworden zu sein? | |
Ian Karan: Nein. Es war gewiss eine Umstellung, aber ich mache das Amt | |
gerne. | |
Erfolge haben Sie aber noch nicht vorzuweisen. | |
Doch, einige. Das Wichtigste ist, dass die Hafenfinanzierung gesichert ist, | |
mit 100 Millionen Euro pro Jahr ab 2014. Und mit dem Bürgermeister bin ich | |
in Fragen des Hafens und der Elbvertiefung vollkommen einig. Das ist | |
notwendig, denn nur so kann Hamburg auch in Berlin den erforderlichen Druck | |
machen. | |
Druck wofür? | |
Der Hafen ist das Herzstück der Hamburger Wirtschaftspolitik. Diese Stärke | |
dürfen wir nicht schwächen, sondern müssen sie weiter ausbauen. Das ist | |
auch eine nationale Aufgabe, denn Hamburg erbringt als Deutschlands Tor zur | |
Welt Leistungen für das ganze Land. Die müssen deshalb auch gesamtdeutsch | |
finanziert werden. | |
Es gibt ja auch noch andere Häfen wie Bremerhaven. | |
Es gibt auch mehr als eine Autobahn in Deutschland. Es geht um | |
Infrastrukturaufgaben, die im Interesse des ganzen Landes sind und deshalb | |
nicht allein von Hamburg - oder entsprechend auch Bremen - finanziert | |
werden können. Da ist der Bund in der Verantwortung für | |
Zukunftsinvestitionen. | |
Die wichtigste ist vermutlich die Elbvertiefung? | |
Unbedingt. Die Fahrrinnenanpassung brauchen wir ohne Wenn und Aber. Der | |
Hamburger Hafen muss für die großen Containerschiffe erreichbar sein. Sonst | |
können wir einpacken. Das kann ernsthaft niemand wollen. | |
Vor allem kann niemand wollen, dass die Container an Land vermehrt mit Lkws | |
transportiert werden. | |
Deshalb muss die Verkehrsinfrastruktur im Hafen effizienter und moderner | |
werden. Dazu zählen die Schienen und Straßen, und dazu zählen auch die | |
Verbindungen nach außen. Die Hafenquerspange ist ein vordringliches | |
Projekt, und die Y-Trasse nach Bremen und Hannover ist wichtig, um den | |
wachsenden Gütertransport auf der Schiene bewältigen zu können. | |
Wird Hamburgs Lage tief im Land künftig eher ein Nachteil oder ein Vorteil | |
sein? | |
Das wird ein Vorteil bleiben, wenn wir den Linienreedereien ermöglichen, | |
Hamburg anzulaufen. Ohne Elbvertiefung würden wir deshalb erhebliche | |
Einbußen hinnehmen müssen in den nächsten Jahrzehnten. Hamburg ist der | |
natürliche Atlantikhafen für Osteuropa, und das wird Hamburg auch bleiben. | |
Sie sind auch Senator für Arbeit - und sparen als Erstes an der | |
Arbeitsförderung und den Ein-Euro-Jobs. | |
Die Verbesserung der Arbeitsförderungsmaßnahmen ist mir sehr wichtig. Und | |
ich bin nicht erfreut darüber, dass die Mittel dafür gekürzt werden müssen. | |
1,8 Millionen Euro weniger pro Jahr - das ist die Hälfte der Gesamtsumme, | |
welche die Wirtschaftsbehörde laut Senatsbeschluss einsparen soll. | |
Das ist leider richtig. Wir haben dagegen gekämpft, aber auch wir müssen | |
unseren Beitrag zur Konsolidierung des Hamburger Haushalts leisten. Das | |
heißt für uns, dass wir in diesem Bereich kreativer werden müssen, zum | |
Beispiel zusätzliche Bundesmittel aktivieren und auch Geld aus dem | |
Europäischen Sozialfonds. Da bin ich optimistisch. | |
Das werden Sie wohl auch sein müssen. | |
Für mich ist es wichtig, dass am Ende meiner Amtszeit weniger Menschen in | |
Hamburg erwerbslos sind als bei meinem Amtsantritt. | |
Daran wollen Sie sich messen lassen? | |
Ja. | |
Das Ende Ihrer Amtszeit ist nach der Bürgerschaftswahl Anfang 2012? | |
Ja, definitiv. Deshalb muss ich versuchen, meine Ziele schneller zu | |
erreichen. Das ist ein Wettlauf mit der Zeit, aber das spornt mich eher an. | |
15 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Y-Trasse | |
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