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# taz.de -- Kommentar Mutterschutz: Ohne Familienförderung geht es nicht
> Wer wirklich etwas tun will für Mütter, der muss sich um mehr kümmern: Um
> Kündigungsschutz, längere Familienphase und ein ausgebautes Kita-System.
Den Mutterschutz zu verlängern ist die richtige Idee. Nur: Das allein wird
wenig ändern an der Situation von Frauen, die Kinder bekommen. Wenn sie
jetzt zwölf statt wie bisher acht Wochen nach der Geburt mit ihren Babys
vollbezahlt zu Hause bleiben können, fördert das unbestritten die
Mutter-Kind-Bindung.
Und es bringt den Frauen ein wenig mehr körperliche Erholung. Aber es
schützt sie nicht vor jenen Dingen, die sie am meisten fürchten, wenn sie
Mütter werden: Arbeitsplatzverlust, Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg in
den Job, fehlende Kinderbetreuung.
Wer wirklich etwas tun will für Mütter, der muss sich um eine tatsächliche
Vereinbarkeit von Familie und Beruf kümmern: einen garantierten
Kündigungsschutz für Frauen, die aus der Elternzeit zurückkehren, bessere
Wiedereinstiegsmöglichkeiten auch nach einer längeren Familienphase, ein
ausgebautes Kita-System.
Die Wirtschaft lehnt einen ausgeweiteten Mutterschutz mit dem Argument
steigender Kosten ab. Andererseits beklagt sie einen wachsenden
Fachkräftemangel. Die Unternehmen sind offenbar unfähig zu erkennen, wie
eng verzahnt das eine mit dem anderen ist - und daraus Schlüsse zu ziehen.
Und dies, obwohl Wirtschaftswissenschaftler bezweifeln, dass
mittelständische und Großunternehmen durch die Ausweitung des
Mutterschutzes finanzielle Einbußen haben werden.
Im Gegenteil: Jeden Cent, den die freie Wirtschaft heute in
familienkompatible Strukturen investiert, wird sie morgen doppelt
herausbekommen. Eine Firma, die nicht an die Kinder ihrer Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter denkt, verschenkt wertvolles ökonomisches Potenzial. Zu
diesem Potenzial gehören heute selbstverständlich Frauen.
Und hier geht es nicht nur um Frauen in Topjobs. Sondern um all jene, denen
schlicht nichts mehr zugetraut wird, nur weil sie Mütter geworden sind und
weil sie vielleicht mal ein paar Jahre Teilzeit arbeiten wollen. Die um
ihren Arbeitsplatz kämpfen müssen, weil der nach der Rückkehr aus der
Elternzeit einfach nicht mehr da ist für sie. Denen Aufstiegschancen
verwehrt werden, weil sie für Karriere ja jetzt keine Zeit mehr hätten.
Gut beraten sind Unternehmen auch, wenn sie Instrumente wie Gleitzeit,
Telearbeitsplätze, Teilzeit für Männer und Pflegezeiten ermöglichen.
Mutterschutz ist gut, Familienförderung ist nötig.
20 Oct 2010
## AUTOREN
Simone Schmollack
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