# taz.de -- Prozess in Ruanda: Niederlage für Victoire Ingabire | |
> Ruandas Hutu-Oppositionsführerin muss im Gefängnis bleiben, während gegen | |
> sie wegen Terrorismus ermittelt wird. Sie soll mit der Hutu-Miliz FDLR | |
> zusammengearbeitet haben | |
Bild: Plante offenbar einen militärischen Flügel ihrer Oppositionspartei FDU-… | |
KAMPALA taz | Weitere 30 Tage muss Victoire Ingabire in Untersuchungshaft | |
ausharren. Das hat am Dienstag ein Gericht in der Hauptstadt Kigali | |
entschieden. Den Antrag der Oppositionspolitikerin, auf Kaution entlassen | |
zu werden, bis die Ermittlungen gegen sie abgeschlossen sind, wurde | |
abgelehnt. Jetzt muss sie vorerst in Kigalis Zentralgefängnis "1930" | |
schmachten. | |
Die Führerin der in Ruanda nicht zugelassenen Oppositionspartei FDU-Inkingi | |
(Vereinigte Demokratische Kräfte) war am 14. Oktober in Kigali zum zweiten | |
Mal verhaftet worden. Das erste Mal, im April, kam sie nach wenigen Tagen | |
mangels Beweisen wieder frei. Dennoch, die Anklage ist nach wie vor | |
dieselbe: Organisation und Kollaboration mit einer terroristischen Gruppe | |
mit dem Ziel, die Sicherheit des Staates zu gefährden, so Polizeisprecher | |
Eric Kayiranga. | |
Ein weiterer Angeklagter, Vital Uwumuremyi, habe der Staatsanwaltschaft | |
neue Beweise gegen Ingabire geliefert, heißt es vonseiten der | |
Staatsanwaltschaft. Uwumuremyi sei ein Major der ruandischen Hutu-Miliz | |
FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas), die sich seit 15 Jahren | |
in den ostkongolesischen Wäldern verschanzt hat, um gegen die Regierung von | |
Ruandas Präsident Paul Kagame zu kämpfen. Zusammen mit diesem FDLR-Major, | |
der an der Grenze zum Kongo verhaftet worden sei, sowie weiteren | |
FDLR-Kommandeuren soll Ingabire den Plan ausgeheckt haben, einen | |
militärischen Flügel ihrer Partei zu gründen. | |
"Dies ist eine politische Entscheidung", erklärt dazu Eugene Ndahayo, | |
Präsident des Unterstützerkomitees für FDU-Inkingi. Sie beweise, so Ndahayo | |
weiter, dass in Ruanda kein politischer Freiraum zur Verfügung stehe - "nur | |
im Gefängnis". Ingabire war zu Beginn 2010 aus langjährigem Exil in den | |
Niederlanden nach Ruanda zurückgekehrt. Gegenüber der taz gab sie sich | |
damals zuversichtlich, bei den Präsidentschaftswahlen im August gegen | |
Präsident Kagame antreten zu können. Seit ihr das verwehrt wurde, sieht | |
sich Ingabire als politisch Verfolgte. | |
In einer Pressekonferenz wischte Generalstaatsanwalt Martin Ngoga am | |
Dienstag diese Vorwürfe vom Tisch. Es handle sich bei dem Verfahren gegen | |
Ingabire um einen Fall von "regionaler und internationaler Dimension", so | |
Ngoga. Aus Burundi und Kongo habe er Hinweise erhalten. Die Niederlande und | |
die USA hätten versprochen, weitere Beweismittel zu liefern. | |
Ingabire selbst hatte gegenüber der taz im August zugegeben, bei einem | |
Treffen im Jahr 2006 in Spanien mit FDLR-Präsident Ignace Murwanashyaka | |
gesprochen zu haben. Sie gab auch zu, dass sie ihn bereits kannte. | |
"Murwanashyaka sagte zu mir, man könne die Probleme in Ruanda nicht ohne | |
Kampf lösen. Dann hat er unsere Partei verlassen und sich der FDLR | |
angeschlossen", so Ingabire, die 2006 noch in einer Vorläuferpartei der FDU | |
aktiv war. Für sie selbst sei ein militärischer Weg keine Option. | |
Murwanashyaka sitzt seit November 2009 in Deutschland in Untersuchungshaft | |
wegen Kriegsverbrechen im Kongo. | |
27 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess | |
Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Granatenattacke in Ruanda: Tote und Verletzte in Kigali | |
Die Regierung und UN-Experten machen die Hutu-Miliz FDLR für Angriffsserie | |
verantwortlich. Es war der elfte Anschlag seit der Wiederwahl Paul Kagames | |
2010. | |
Interview mit Ruandas Präsident Kagame: "Ruanda ist in gutem Zustand" | |
16 Jahre nach dem Völkermord an den Tutsi: Ruandas Präsident Paul Kagame | |
sieht die Zeit für Europas Exilruander gekommen, in das ostafrikanische | |
Land zurückzukehren. | |
Nach Festnahme von Hutu-Milizenführer: Der Krieg der Rebellen ist nicht vorbei | |
Der verhaftete FDLR-Führer Callixte Mbarushimana war für Ruandas | |
Exilopposition eine Altlast. Ohne ihn könnten die zerstrittenen | |
Hutu-Milizen wieder zusammenfinden. | |
Ruandischer Milizenführer verhaftet: Von der Blutspur eingeholt | |
Zuerst in Deutschland, jetzt in Paris: Mit Callixte Mbarushimana wurde | |
erneut ein Hutu-Milizenführer wegen gemeinsamer Terrorpläne für den Kongo | |
verhaftet. | |
Erfolg für Strafgerichtshof: Ruandischer Hutu-Milizenchef verhaftet | |
Callixte Mbarushimana führte politisch die im Kongo kämpfende ruandische | |
Hutu-Miliz FDLR, seit deren Präsident Ignace Murwanashyaka in Deutschland | |
im Gefängnis sitzt. |