# taz.de -- Kommentar Rot-Grün-Rot NRW: Linke Prinzipienreiterei | |
> Wenn der Nachtragshaushalt scheitert, werden die Studiengebühren in NRW | |
> gar nicht abgeschafft. Die "Linke" macht keine Politik, sondern übt sich | |
> in aufgeblasener Prinzipienreiterei. | |
Ob Rot-Grün-Rot im Bund 2013 eine Chance hat oder eine Chimäre bleibt, das | |
wird vor allem in Düsseldorf entschieden. Die SPD in NRW ist | |
traditionalistisch und machtarrogant, die Linkspartei in NRW unerfahren und | |
verbalradikal. Wenn ausgerechnet dort eine faktisch von der Linkspartei | |
tolerierte rot-grüne Minderheitsregierung funktionieren sollte, wäre dies | |
der Beweis, dass Rot-Grün-Rot klappen kann: nicht als groß angelegtes | |
Projekt, aber als pragmatische Vernunftlösung. Eine stabile Tolerierung in | |
Düsseldorf würde das tief sitzende, irrationale Misstrauen, das zwischen | |
Sozialdemokraten und West-Linken herrscht, auflockern. | |
Doch leider sieht es danach nicht aus. Die SPD lässt die Linkspartei | |
unverdrossen weiter vom Verfassungsschutz beobachten. Das ist töricht - und | |
die Linkspartei hält dies zu Recht für ein Signal, dass Rot-Grün sie | |
partout nicht als politischen Partner will. Die Linkspartei hingegen agiert | |
in der Frage des Nachtragshaushalts verstockt. Ihre Drohung, Rot-Grün in | |
diesem Punkt scheitern zu lassen, ist unklug, ja selbstzerstörerisch. Die | |
Linkspartei will, dass die Studiengebühren im Sommer 2011, nicht erst im | |
Winter abgeschafft werden. Es geht nicht um das Ob, nur um das Wann. Die | |
Linkspartei riskiert deshalb Neuwahlen. | |
Doch wem soll einleuchten, wegen des Streits um sechs Monate wieder an die | |
Urnen zu müssen? Die Studiengebühren würden zudem, wenn der | |
Nachtragshaushalt scheitert, erst mal gar nicht abgeschafft. Das ist keine | |
Politik, sondern rhetorisch aufgeblasene, linke Prinzipienreiterei. Wenn es | |
so kommt, wird die Linkspartei aus eigenem Verschulden um ihre | |
parlamentarische Existenz bangen müssen. Wer gewinnt, ist absehbar: die | |
Grünen, die jeden Vorwand für Neuwahlen dankend entgegennehmen. | |
4 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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