# taz.de -- Kommentar Kommunalwahlen Griechenland: Auf die Pleite folgt die Apa… | |
> Das wichtigste Ergebnis der griechischen Kommunalwahlen waren die vielen | |
> Nichtwähler. Dem Sparkurs der Regierung wurde also mitnichten der | |
> Vertrauensbeweis erbracht. | |
Giorgos Papandreou hat zurückgesteckt. In Griechenland wird es in | |
absehbarer Zeit nicht zu Neuwahlen kommen. Mit ihnen hatte der | |
Regierungschef für den Fall gedroht, dass die Bürger ihm bei den | |
Kommunalwahlen vom Wochenende das Vertrauen entziehen. | |
Diese Drohung hat Athener Kommentatoren an die Taktik erinnert, mit der das | |
konservative Lager die ersten Wahlen nach dem Fall der Militärjunta | |
gewonnen hatte. "Wählt mich, oder die Panzer kommen zurück", lautete 1975 | |
das Motto von Konstantinos Karamanlis. Wählt Pasok, oder der Staatsbankrott | |
rückt näher, mahnte Papandreou 35 Jahre später. | |
Die Drohung hat die Wähler kaum beeindruckt, wohl aber die internationalen | |
Finanzmärkte. Die Angst, dass ein nationaler Wahlkampf den Staatsapparat | |
wie das Parlament paralysieren würde, ließ die Zinsen für griechische | |
Staatspapiere rasant ansteigen. Dies und schwere Bedenken im eigenen | |
Kabinett zwangen Papandreou, die Drohung zurückzunehmen. | |
Es war also "der Markt", der die Athener Regierung an Neuwahlen gehindert | |
hat - und nicht "der Wähler". Denn die erste Runde der Kommunalwahlen | |
erbrachte keinesfalls den Vertrauensbeweis, den Papandreou seinem Volk | |
abpressen wollte. Die regierende Pasok hat sich zwar gegenüber der | |
konservativen Nea Dimokratia behauptet, aber das wichtigste Ergebnis waren | |
die vielen Nichtwähler. | |
Ihr Anteil liegt landesweit bei 40, in Athen sogar bei 58 Prozent. In | |
diesen Zahlen drückt sich nicht nur ein tiefes Misstrauen gegen das | |
politische System aus, sondern vor allem eine lähmende Apathie. Diese lässt | |
sich aber nicht durch Erpressung bekämpfen, sondern nur durch radikale | |
Ehrlichkeit und eine gerechtere Verteilung der Krisenlasten. | |
8 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Niels Kadritzke | |
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