# taz.de -- "Messages" von Facebook in der Kritk: Der Posteingang läuft langsa… | |
> Die Revolution sei der neue "Messages"-Dienst von Facebook nicht. | |
> Stattdessen vermenge er Dinge, die nicht zusammengehören, erklären | |
> Kritiker. | |
Bild: Chatten, smsen, mailen mit Facebook "Messages". Man kann die Klappe aber … | |
Noch können nur wenige Menschen von sich behaupten, den neuen | |
Facebook-Kommunikationsdienst "Messages" zu kennen: Einladungen gingen bis | |
jetzt nur an Pressevertreter sowie einen relativ kleinen Kundenkreis. | |
Trotzdem könnte der Hype kaum größer sein: Vom "Angriff auf Google" | |
schreiben die Medien, vom "Killer für Yahoo und Co." oder von der | |
"Neuerfindung der E-Mail". Die PR-Abteilungen haben gute Arbeit geleistet . | |
Wichtiger wäre es, das neue Alles-in-einem-Postfach nüchtern zu betrachten, | |
wie es mittlerweile erste Kritiker tun. Das Projekt, das Firmenboss Mark | |
Zuckerberg am vergangenen Montag [1][vorstellte], hat bei genauem Hinsehen | |
zahlreiche Haken. | |
Da wäre zunächst die Aussicht, dass Facebook künftig noch mehr | |
Informationsmengen hortet. So sollen die bei "Messages" einlaufenden | |
Botschaften, wenn man sie nicht spezifisch löscht, auf immer und ewig | |
abrufbar sein. Das sieht man bei Facebook als wichtiges Feature an: Bei der | |
Vorstellung des Dienstes erzählte ein Firmenmanager, wie er künftig alle | |
von ihm jeweils mit seiner zukünftigen Frau ausgetauschten Nachrichten | |
wieder zurückholen wolle. | |
Das Elefantengedächtnis könnte auch dazu führen, dass Nutzer mehr | |
Informationen an Dritte preisgeben, als sie wollen: Gibt man bei "Messages" | |
einen Kommunikationsstrang frei, haben beide Kommunikationspartner auch | |
Zugriff auf ihr gemeinsames Archiv. | |
Auch scheint man bei Facebook nicht bedacht zu haben, was passiert, wenn | |
die zahlreichen Computeranfänger, die das soziale Netzwerk mit Vorliebe | |
nutzen, "Messages" schlicht nicht verstehen. So schön es auf den ersten | |
Blick sein mag, E-Mail, SMS und Facebook-interne Textnachrichten in einer | |
zentralen Übersicht zu sammeln, so unpraktisch könnte es im realen Leben | |
werden. | |
Die Menschen trennen nämlich gerne im Gegensatz zu Facebooks | |
Alles-in-einem-Ansatz ihre Kommunikationswege. Mit E-Mails werden | |
Arbeitskollegen oder die Verwandschaft erreicht und per SMS tauscht man | |
sich am liebsten mit Freunden oder dem oder der Liebsten aus. | |
Facebook-Chats wiederum führt man vielleicht gar nicht, weil sie zu sehr | |
von der Arbeit abhalten. | |
Wären alle diese Technologien kostenneutral, so könnte es egal sein. Doch | |
SMS sind kostenpflichtig. Das dürfte in den USA für einige Verwunderung | |
sorgen, wo das monatliche Textnachrichtenkontingent heruntergezählt wird, | |
egal ob man eine SMS versendet oder empfängt. Zwar schickt Facebook über | |
die dortige SMS-Zentrale Nachrichten von sich aus kostenlos auf Handys, | |
doch kostet der Empfang den Nutzer eben etwas, weil damit das Guthaben an | |
Frei-SMS schwindet. | |
Wie das in Deutschland gehandhabt werden wird, wo Dienstleister zumeist | |
auch für ausgehende SMS etwas bekommen wollen, bleibt abzuwarten. Facebook | |
wird hier aber wohl kaum aggressiv in Vorleistung treten. Ein berühmtes | |
Beispiel für SMS-Probleme ist hier Twitter, wo man nach einiger Zeit die | |
Funktion für bestimmte - zu teure - Länder einfach abdrehte. | |
Der Blogger Ray Sun, dessen [2]["Messages"-Kritik] im Netz weite | |
Verbreitung fand, glaubt, Facebook fehle schlicht ein Chef, der auf die | |
Produktgestaltung achtet. Das soziale Netzwerk versuche, | |
ingenieurtechnische Probleme zu lösen, die die Menschen gar nicht hätten. | |
Ärger droht unterdessen auch durch die Tatsache, dass Facebook für seinen | |
Kommunikationsdienst die Entscheidung traf, einen | |
"@facebook.com"-Adressraum zu nutzen. Er war bislang allein | |
Firmenmitarbeitern sowie der Übertragung administrativer Botschaften | |
vorbehalten. | |
Kämen Online-Gauner auf die Idee, sich besonders hübsche | |
"Messages"-Accounts zu sichern, um von dort eine Phishing-Welle zu starten, | |
könnte sie authentisch wirken, warnt das Silicon-Valley-Klatschblog | |
"[3][Valleywag]". Die "echten" Facebook-Mitarbeiter müssen auf die neue | |
Adresse "fb.com" ausweichen. Bei den restlichen Nutzern dürfte es länger | |
dauern. | |
18 Nov 2010 | |
## LINKS | |
[1] /1/netz/netzkultur/artikel/1/facebooks-wagt-die-ueber-email/ | |
[2] http://raysun.blogspot.com/2010/11/why-facebook-badly-needs-steve-jobs.html | |
[3] http://valleywag.gawker.com/ | |
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