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# taz.de -- Google zeigt Berlin auf Street View: www.historisches-berlin.de
> Google stellt das lang angekündigte dreidimensionale Bild von Berlin ins
> Netz. Es zeigt, wie schnell die Stadt sich wandelt. Und welche Partei
> kritisch zu dem Projekt steht.
Bild: Der Rest vom Palast der Republik, jetzt aktuell bei Street View
Da ist er wieder. Der Palast der Republik steht auf dem Schlossplatz. Nicht
in alter Pracht, sondern halb abgerissen. Und nicht in der Realstadt, aber
im virtuellen Berlin, das der Internetdienst Street View seit Donnerstag
anbietet. Nach mehrjähriger Vorlaufzeit hat der Datenkonzern Google nun
auch 20 große deutsche Städte in sein umstrittenes Projekt eingebaut. Erste
Spaziergänge durch das brandheiße Internetprojekt zeigen vor allem eins:
das leicht veraltete Bild einer Stadt im Wandel.
Besonders auffällig wird das etwa in Mitte zwischen Hackeschem Markt und
Rosenthaler Platz. Dort, wo die Touristenmassen schlendern, hat sich das
Straßenbild in den letzten zwei Jahren rasant geändert. Allein vier Hotels
findet man heute hier. Auf Street View sieht man kein einziges davon.
Anstelle des Easyjethotels an der Ecke zur Linienstraße ist [1][ein alter
Holzschuppen] unter einem prächtigen Baum zu sehen. Etwas weiter nördlich
hängen bei Street View noch die Transparente der Besetzer aus den Fenstern
der [2][Brunnenstraße 183]. Das Haus ist bereits seit November 2009
geräumt.
Auch im Westen hat der Wandel Berlins das sonst so schnelle Medium Internet
überholt. Am Breitscheidplatz steht neben der Gedächtniskirche noch
[3][unangetastet das Schimmelpfenghaus], das längst durch ein Hochhaus
ersetzt wurde. Das [4][Neue Museum in Mitte] - seit über einem Jahr eine
Hauptattraktion für Besucher der echten Stadt - ist bei Street View noch
eine Baustelle. Und an der Heinrich-Roller-Straße in Prenzlauer Berg findet
sich in einem Erkerfenster ein Transparent, mit dem Anwohner gegen die
Bebauung des benachbarten Friedhofs protestierten - das war vor drei
Jahren.
Vor zeitnahen Enthüllungen muss also niemand Angst haben. Die Gesichter von
Passanten und die Kennzeichen der Autos wurden von Google dennoch offenbar
durchgängig gepixelt. An manchen Stellen gar über das notwendige Maß
hinaus. So sind auch in dem Relief, das seit DDR-Zeiten das Haus des
Lehrers am Alexanderplatz schmückt, [5][Gesichter der dort abgebildeten
Figuren] verwischt.
Dennoch bleiben einige Menschen erkennbar. Vor dem taz-Café in der
Rudi-Dutschke-Straße sitzt zum Beispiel eine Mitarbeiterin, die für alle
KollegInnen trotz des unscharfen Gesichtes ohne weiteres zu identifizieren
ist. An andere Stelle würde man sich gern ein schärferes Bild wünschen. So
ist in der Schumannstraße vor dem Gebäude der Grünen-nahen Heinrich Böll
Stiftung [6][ein Radfahrer zu sehen], von dem man nicht genau weiß, ob er
dem Street-View-Kamerawagen zuwinkt - oder ihm den Mittelfinger zeigt.
Google hat nicht nur sein Gesicht, sondern auch sein Hand gepixelt. Klarer
hingegen wird die Haltung der Grünen zur digitalen Straßenansicht. Die
[7][Zentrale der Partei] am Platz vor dem Neuen Tor ist komplett verpixelt.
Das hat Google bei zahlreichen Häusern auf Antrag der Bewohner oder
Eigentümer getan. Abgeschlossen ist die Verpixelung offenbar noch nicht. An
vielen Stellen fällt der virtuell Reisende in ein schwarzes Loch, weil die
Ansicht "in Bearbeitung" ist.
Außer den Grünen lassen sich alle Parteien auf die Fassade gucken. So ist
nun vor der [8][Zentrale der Linken] an der Weydinger Straße ein älteres
Paar zu sehen, das offenbar auf einer politischen Bildungsreise war. Es
hält einen Beutel des Bundestages in der Hand. An der [9][CDU-Zentrale]
hängt ein großes Plakat in Schwarz-Rot-Gold, das "unserer Elf" viel Erfolg
wünscht - für die Europameisterschaft 2008.
Neben der fehlenden Aktualität hat Street View noch ein weiteres Manko. Es
zeigt Berlin ausschließlich aus der Perspektive eines Autofahrers. Wichtige
Areale wie etwa der Alexanderplatz, der komplett Fußgängerzone ist, waren
für die Kamerafahrzeuge von Google unerreichbar - und fehlen nun im Netz.
Und selbst Autofahrern setzt Street View Grenzen. Da, wo [10][die Avus in
Dreilinden die Stadtgrenze] erreicht, geht es einfach nicht mehr weiter.
Brandenburg bleibt per Mausklick unerreichbar.
Liebe taz-LeserInnen,
falls Sie besonders schöne, absurde oder problematische Orte auf Street
View Berlin finden, würden wir uns freuen, wenn Sie den entsprechenden Link
in der Kommentar-Funktion hier unter dem Text angeben würden.
Vielen Dank!
19 Nov 2010
## LINKS
[1] http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q…
[2] http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q…
[3] http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q…
[4] http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q…
[5] http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q…
[6] http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q…
[7] http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q…
[8] http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q…
[9] http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&q=CDU,&sll…
[10] http://maps.google.com/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&…
## AUTOREN
Gereon Asmuth
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