# taz.de -- Vorschlag der EU-Kommission: 60 Milliarden neu verteilen | |
> Nach Plänen der EU-Kommission sollen bei der Verteilung von Subventionen | |
> ökologische und soziale Aspekte eine größere Rolle spielen. Ilse Aigner | |
> hat schon Widerstand angekündigt. | |
Bild: Den meisten EU-Subventionen landen auf dem Dorf: Bauern sind die größte… | |
BERLIN taz | Bauern sollen umweltfreundlicher wirtschaften, um Subventionen | |
der Europäischen Union zu erhalten. Außerdem müssten die Zahlungen an | |
Großgrundbesitzer künftig gedeckelt werden, schreibt die EU-Kommission in | |
ihrem am Donnerstag veröffentlichten Strategiepapier für die Agrarpolitik | |
nach 2013. Dann laufen die jetzigen Regeln für die Verteilung des Geldes | |
aus. | |
Jährlich zahlt die EU rund 60 Milliarden Euro für die Agrarpolitik, das ist | |
mit 40 Prozent der größte Posten im EU-Haushalt überhaupt. Landwirte | |
beeinflussen die Natur erheblich, denn sie nutzen mehr als 40 Prozent des | |
Bodens in Europa. Allein in Deutschland sind die Bauern laut | |
Umweltbundesamt für 13 Prozent der Treibhausgase verantwortlich. | |
Einen Großteil der Subventionen will EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos den | |
Bauern auch weiterhin vor allem dafür zahlen, dass sie Land besitzen. | |
Kürzungen könnte es wie bislang geben, wenn die Landwirte die gesetzlichen | |
Vorschriften etwa zum Umweltschutz verletzen, wie es in Ciolos' | |
Strategiepapier heißt. Diese Basisdirektzahlung solle das Einkommen der | |
Bauern sichern. Schließlich müssten sie etwa wegen des wechselnden Wetters | |
mit größeren Gewinnschwankungen zurechtkommen als andere Unternehmer. | |
Neu ist die Obergrenze für Direktzahlungen an Großlandwirte, von der Höfe | |
mit vielen Arbeitsplätzen aber nicht so stark betroffen sein sollen. Mit | |
der Deckelung reagiert die Kommission auf Kritik, dass die Bauern mit den | |
größten Ländereien die höchsten Beträge bekämen, obwohl sie es oft nicht | |
nötig hätten. | |
Neben der Basiszahlung verlangt die Kommission Ökozuschläge. Diese sollen | |
zum Beispiel an Bauern gehen, die besonders klimafreundliche Wiesen | |
erhalten oder oft die Frucht auf einem Acker wechseln, was die | |
Artenvielfalt vergrößert. Das sind Leistungen, die über gesetzliche | |
Standards hinausgehen. | |
Ciolos will auch künftig Bauern subventionieren, die in geografisch | |
schwierigen Gebieten arbeiten. Bergbauern etwa können an steilen Hängen | |
weniger Maschinen einsetzen und haben daher höhere Kosten. Beihilfen sollen | |
verhindern, dass diese Landwirte Höfe aufgeben, Kulturlandschaften | |
verfallen und Regionen entvölkert werden. Außerdem sollen nach dem Willen | |
der Kommission die neuen EU-Staaten in Osteuropa mehr Geld bekommen. All | |
diese Hilfen dürfen laut Ciolos nur noch "aktiven Landwirten" zugutekommen. | |
Kritiker hoffen, dass diese Regel derzeitige Subventionsempfänger wie den | |
Stromkonzern RWE ausschließt. | |
"Konsequent umgesetzt würden die Brüsseler Vorschläge eine | |
naturverträgliche bäuerliche Landwirtschaft im Gegensatz zur derzeit rasant | |
zunehmenden Agrarindustrie fördern", erklärten die Umweltverbände BUND und | |
EuroNatur. Die Verteilung könne gerechter werden. | |
Doch noch ist unklar, was von diesen Plänen verwirklicht wird. Hierfür | |
bedarf es der Zustimmung des Europäischen Parlaments und der | |
Mitgliedstaaten. Konkrete Gesetzesvorschläge will Ciolos Mitte 2011 | |
vorlegen. Die deutsche Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) kündigte bereits | |
Widerstand an - vor allem gegen Kürzungen für große Höfe. | |
19 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Subventionen für Stierkampf: EU sponsert Tierquälerei | |
Die Europäische Union zahlt Agrarsubventionen in Millionenhöhe an spanische | |
Züchter, die Tiere für den Stierkampf liefern. 20 Prozent der Summe kommen | |
aus Deutschland. |