# taz.de -- Britische Ministerien legen Ausgaben offen: Das masochistische Kabi… | |
> Großbritanniens konservativ-liberale Regierung veröffentlicht ab sofort | |
> jeden Monat die Ausgaben ihrer Ministerien. Das soll Transparenz schaffen | |
> und vor allem Geld sparen. | |
Bild: Britische Transparenz-Offensive im Internet: Die Bürger sollen Politik v… | |
LONDON taz | Warum tut eine Regierung so etwas? Monat für Monat will die | |
britische Koalition aus Konservativen und Liberalen ab sofort alle ihre | |
Ausgaben offenlegen. Und zwar als OpenData, also als Datensätze in | |
maschinenlesbaren Formaten wie Excel-Listen. So lassen sie sich | |
automatisiert sortieren, filtern und durchstöbern. Der britische Premier | |
David Cameron erklärte ehrgeizig, mit dem Projekt wolle man [1][die | |
transparenteste Regierung der Welt] werden. | |
Praktischer sieht es der Minister für Kabinettsangelegenheiten, Francis | |
Maude. Obwohl er die Veröffentlichung mehr im Scherz als „Masochismus“ | |
bezeichnet hatte, fordert er jeden dazu auf, die Datensätze aus dem | |
Internet zu nehmen und zu analysieren. „Wir glauben, dass die | |
Veröffentlichung dieser Daten zu besseren Entscheidungen der Regierung | |
führen und schließlich helfen werden, Geld zu sparen“, schrieb der Minister | |
[2][im britischen Guardian]. | |
In dem Projekt werden alle Ausgaben der Ministerien, die eine Höhe von | |
25.000 Pfund übersteigen, im offiziellen Datenkatalog [3][data.gov.uk] | |
veröffentlicht. Seit dem Wochenende auch rückwirkend bis zum Mai diesen | |
Jahres. Einige NGOs und Zeitungen, die die Datensätze vorab erhalten | |
hatten, präsentierten ebenfalls am Wochenende [4][erste Erkenntnisse] - | |
natürlich online und für alle zugänglich. | |
Francis Maude lässt sich bei der Offenlegung der Ausgaben von einer | |
sogenannter Kommission für Transparenz beraten. Eines der vier Mitglieder | |
dieses Gremiums ist niemand geringerers als Tim Berners-Lee, der von der | |
britischen Königin für das Erfinden des WorldWideWeb geadelt wurde. | |
Zeitgleich mit der Ankündigung der britischen Regierung fand in London auch | |
das OpenGovernmentData Camp statt. Dabei schaute so mancher Teilnehmer aus | |
Deutschland neidisch auf die englischen OpenData Initiative. In Deutschland | |
hat die Regierung bis 2013 gerade einmal eine recht unkonkrete | |
„OpenGovernment“ Initiative angekündigt. Von einer Transparenz in Sachen | |
Haushaltsdaten wie in England ist die Bundesrepublik noch einige britische | |
Meilen entfernt. | |
In der Eröffnungsrede des Camps verglich der Kanadier David Eaves, der | |
unter anderem den Bürgermeister von Toronto bei der Veröffentlichung von | |
Datensätzen der Stadt berät, den Sinn von OpenData mit der [5][Einrichtung | |
von Bibliotheken]. Diese seien im 19. Jahrhundert von Staats wegen nicht | |
eingeführt worden, um den lesenden Bürgern etwas zu bieten, sondern um | |
ihnen zu helfen, Leser zu werden. “Heute bauen wir OpenData-Portale – nicht | |
weil wir politisch befähigte Bürger haben, sondern wir stellen sie zur | |
Verfügung, damit Bürger in der Lage sind, Politik zu verstehen.” Das sei | |
der Auftrag der OpenData Bewegung, so Eaves. | |
Alle Ergebnisse des OpenGovernmentData Camps gibt es [6][hier]. | |
22 Nov 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://www.number10.gov.uk/news/topstorynews/2010/11/government-spending-da… | |
[2] http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2010/nov/19/francis-maude-governmen… | |
[3] http://data.gov.uk/ | |
[4] http://blogs.journalism.co.uk/editors/2010/11/19/government-spending-whos-d… | |
[5] http://eaves.ca/2010/06/10/learning-from-libraries-the-literacy-challenge-o… | |
[6] http://opengovernmentdata.okfnpad.org/sessions | |
## AUTOREN | |
Lorenz Matzat | |
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