# taz.de -- Über 6 Milliarden Dollar Außenstände: Argentinien will Schulden … | |
> In die Verhandlungen des einst bankrotten Staates mit der | |
> Gläubiger-Gruppe "Pariser Club" kommt Bewegung. Eine Ursache ist die neue | |
> Haltung der deutschen Regierung. | |
Bild: In Argentinien ungern gesehen: Funktionäre des Internationalen Währungs… | |
Argentinien will seine Schulden beim Pariser Club - einer | |
Gläubiger-Organisation von Industrieländern - bezahlen. Das hatte die | |
argentinische Regierung schon einmal im September 2008 angekündigt, | |
passiert war danach wenig. Jetzt kommt wieder Schwung in die Sache. Denn | |
der Pariser Club hat angedeutet, auf ein begleitendes Monitoring durch den | |
Internationalen Währungsfonds (IWF) verzichten zu können. | |
Club-Präsident Ramón Fernández hatte Anfang November einen Brief nach | |
Buenos Aires geschickt. Darin windet sich der Präsident noch. An einer | |
Stelle ist von einem IWF-Programm als "notwendige Voraussetzung für ein | |
formales Abkommen mit dem Pariser Club" die Rede. An anderer Stelle heißt | |
es, die Gläubiger könnten auf das IWF-Programm verzichten und "einem | |
informellen Plan zum Ausgleich aller Rückstande und zur Normalisierung der | |
finanziellen Beziehungen zustimmen". | |
Vor allem wegen der ausstehenden Verbindlichkeiten beim Pariser Club hatte | |
Argentinien in den vergangenen Jahren keine internationalen Kredite | |
aufnehmen können. Das Land steht dort mit einem Betrag von über 6 | |
Milliarden Dollar in der Kreide. Der Pariser Club ist eine informelle | |
Gruppe von 19 Staaten, darunter Deutschland, Japan und die USA. Die | |
Staatengruppe bildete sich vor mehr als 50 Jahren in Paris, um gemeinsam | |
gegenüber Schuldnerländern mit Zahlungsproblemen aufzutreten. | |
Die Löwenanteile an den argentinischen Außenständen machen mit 2,1 und 1,6 | |
Milliarden Dollar Deutschland und Japan geltend. Gefolgt von den | |
Niederlanden mit 476 Millionen sowie Spanien und Italien mit rund 400 | |
Millionen Dollar. Die USA verlangen um die 360 Millionen Dollar. | |
Unstrittig ist die Summe der knapp über 6 Milliarden Dollar Außenstände bis | |
zur Bekanntgabe der argentinischen Zahlungsunfähigkeit im Jahr 2002. Danach | |
aufgelaufene Zinsen oder Mahngebühren sind nach Meinung der Argentinier | |
Verhandlungssache. Dabei geht es um weitere 1,6 Milliarden Dollar. Man sei | |
bereit, die Hälfte zu zahlen, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. | |
"Jedes Mal, wenn der IWF seinen Senf dazugegeben hat, ging es den | |
Argentiniern schlecht", so Wirtschaftsminister Amado Boudou. Der IWF ist | |
für die argentinische Regierung ein rotes Tuch. Ende 2005 hatte der frühere | |
Musterschüler seine gesamten Schulden beim IWF in Höhe von 9,8 Milliarden | |
US-Dollar vorzeitig auf einen Schlag zurückgezahlt und sich die | |
Einmischungen und Besuche der Fonds-Vertreter verbeten. | |
Auch beim Pariser Club wichen die Kirchner-Regierungen keinen Milimeter von | |
dieser Position ab. Bezahlen ja, aber ohne Senf. Dass der Club jetzt bereit | |
ist, den IWF außen vor zu lassen, hat Argentinien wohl Bundeskanzlerin | |
Angela Merkel (CDU) zu verdanken. Präsidentin Cristina Kirchner ist es bei | |
ihrem Treffen im Oktober wohl gelungen, die sture Haltung der Deutschen in | |
dieser Frage aufzubrechen, so Wirtschaftsminister Boudou. | |
Für die argentinische Regierung ist dies denn auch der "entscheidende | |
Schritt", um die Schuldentilgung endlich vornehmen zu können. In seinem | |
Antwortschreiben schlägt Boudou ein rasches Treffen noch für Anfang | |
Dezember vor. Das Trumpf-Ass der Argentinier ist die gegenwärtige | |
Währungsreserve von über 50 Milliarden Dollar. Davon könnten die | |
Verbindlichkeiten auf einen Schlag beglichen werden. | |
22 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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