| # taz.de -- Neues Verfahren zur Herkunftsbestimmung: Elefantenjagd mit Kohlenst… | |
| > Ein neues Verfahren soll Elefanten-Wilderern das Handwerk legen. Der | |
| > Trick: Mithilfe einer C-14-Isotopen-Methode lässt sich die Herkunft der | |
| > Elefanten ziemlich genau bestimmen. | |
| Bild: Elefanten im Masai Mara Nationalpark (Kenia). | |
| Nur Stunden, bevor die Vertreter von 35 afrikanischen Staaten sich in | |
| Kenias Hauptstadt Nairobi zu einer UN-Elefantenschutz-Konferenz | |
| zusammensetzten, hörten Wildhüter im knapp 400 Kilometer entfernten | |
| Meru-Nationalpark Schüsse in der Savanne. "Unsere Patrouille machte sich | |
| sofort auf die Suche nach dem Tatort", berichtet Samuel Tokore, der die | |
| Operation in Meru leitete. "Dort stießen wir auf eine Gruppe, die gerade | |
| dabei war, mit einer Machete die Stoßzähne aus einem jungen Elefantenbullen | |
| zu hacken." Die Wilderer eröffneten sofort das Feuer, im Kugelhagel wurde | |
| einer von ihnen erschossen. "Wenn wir Wilderer finden, dann gehen wir kein | |
| Risiko ein", erklärt Tokore den Todesschuss, bei weitem nicht der einzige | |
| in diesem Jahr. | |
| Für Wildhüter wie Tokore wird der Kampf gegen Wilderer immer gefährlicher. | |
| "Der illegale Elfenbeinhandel ist mafiös organisiert", weiß Stefan Ziegler | |
| vom WWF. "In einigen Regionen in Zentralafrika ziehen gut ausgerüstete | |
| Banden mit Schnellfeuerwaffen und Walkie-Talkies für einige Tage durch die | |
| Schutzgebiete, laden die Beute auf einen Pick-up und flüchten." Oft handelt | |
| es sich Ziegler zufolge um Auftragsarbeiten im Dienste von Kartellen, die | |
| das Elfenbein in Schiffscontainern mit doppelten Böden nach Asien | |
| schmuggeln. Die mit Abstand meisten Käufer sitzen in Japan und China, wo | |
| Elfenbeinschnitzereien begehrt sind und Elfenbeinpulver traditionellen | |
| Medikamenten und Kosmetika beigemischt wird. Bis zu 400 Tonnen Elfenbein, | |
| die Stoßzähne von 10.000 Elefanten, werden Schätzungen zufolge jährlich auf | |
| dem Schwarzmarkt verkauft. | |
| Zwar verbietet das Washingtoner Artenschutzabkommen nahezu jeden Handel mit | |
| Elfenbein, doch bislang war es kaum möglich, Herkunft und Alter von | |
| Stoßzähnen zu bestimmen. Oft behaupten ertappte Hehler, es handele sich um | |
| antike Stücke oder um legal versteigertes Elfenbein aus Südafrika, Namibia, | |
| Botswana oder Simbabwe. Doch damit soll bald Schluss sein. Ein neuartiges | |
| Verfahren, das von den Unis Regensburg und Mainz entwickelt und von Ziegler | |
| in Nairobi vorgestellt wurde, ermöglicht die genaue Bestimmung der Herkunft | |
| des Elfenbeins. "Wir messen dazu das Vorkommen bestimmter Isotopen, also | |
| Elementen mit unterschiedlicher Masse", so Ziegler. Weil etwa Waldelefanten | |
| sich vorwiegend von Blättern ernähren, nimmt ihr Körper weniger | |
| Kohlenstoff-14 auf als Elefanten in der Savanne, die vor allem Gras zu sich | |
| nehmen. "An den Zähnen lässt sich das genau ablesen", erklärt Ziegler. Mit | |
| einem einfachen Verfahren, das in Europa auch bei Lebensmittelkontrollen | |
| benutzt wird, lassen sich die Isotopenverhältnisse ablesen. "Wenn wir das | |
| für sechs Isotopen machen und die Ergebnisse mit einer Referenzdatenbank | |
| abgleichen, wissen wir sofort, aus welcher Ecke Afrikas das Elfenbein | |
| stammt." | |
| Genau diese Referenzdatenbank soll in den kommenden Monaten erstellt | |
| werden, indem Proben in allen Staaten gesammelt werden, wo Elefanten leben. | |
| Doch Ziegler rechnet mit Widerstand. "Manche Staaten, vor allem in | |
| Zentralafrika, lassen sich natürlich nicht gerne gerichtsfest nachweisen, | |
| dass sie schlechten Artenschutz praktizieren - außerdem profitieren in | |
| manchen Ländern Politiker bis ganz nach oben vom illegalen | |
| Elfenbeinhandel." Doch Ziegler hat vorgesorgt: Abkommen mit Jagdverbänden | |
| und Museen sollen helfen, auch aus unwilligen Ländern die nötigen Daten zu | |
| erhalten. | |
| 25 Nov 2010 | |
| ## AUTOREN | |
| Marc Engelhardt | |
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