# taz.de -- Erhöhte Krebsraten im Umfeld der Asse: Besorgniserregende Unsicher… | |
> Ungewöhnlich viele Menschen in der Umgebung des Atommülllagers Asse | |
> erkrankten an Blutkrebs. Ob diese Fälle auf die Asse zurückgehen, ist | |
> noch ungewiss. | |
Bild: Vielleicht nicht genug aufgepasst: Erhöhte Krebsrate im Raum des Atommü… | |
In der Umgebung des Atommülllagers Asse häufen sich Leukämiefälle. Das | |
hatte ein NDR-Bericht aufgedeckt: Zwischen 2002 und 2009 sind in der | |
Samtgemeinde Asse 12 Männer und 6 Frauen an Leukämie erkrankt. Das ist eine | |
signifikante Erhöhung vor allem bei Männern. Ein Fall pro Jahr wäre | |
statistisch zu erwarten gewesen. Frauen bekamen zudem dreimal so häufig | |
Schilddrüsenkrebs, als es der Statistik entspricht. | |
Der Sender berief sich auf vorläufige Untersuchungsergebnisse des | |
Epidemiologischen Krebsregisters Niedersachsen (EKN). Ein detaillierter | |
Bericht des EKN soll Anfang Dezember fertiggestellt sein. Das Register | |
erfasst seit zehn Jahren flächendeckend Neuerkrankungen und Sterbefälle von | |
Krebs. | |
Das niedersächsische Sozialministerium und der Landkreis Wolfenbüttel haben | |
die Angaben inzwischen bestätigt. "Wir wissen aufgrund des vorhandenen und | |
bislang ausschließlich anonymisierten Datenmaterials aber noch nicht, | |
welchen Einfluss zum Beispiel Lebensalter und Berufstätigkeit auf | |
Erkrankungen haben", sagte ein Ministeriumssprecher. | |
Die Parteien in Niedersachsen reagierten dennoch bestürzt. Die Zahlen über | |
das erhöhte Auftreten von Krebsfällen in der Umgebung des Atommülllagers | |
Asse sind "sehr besorgniserregend", sagte Grünen-Fraktionschef Stefan | |
Wenzel. Die Gefahr, dass die Asse gesundheitliche Risiken für Anwohner und | |
Beschäftigte berge, "war nie auszuschließen". | |
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Stefan Schostok sprach von einem "Schock". Die | |
Linke forderte, die Betreiber der Asse müssten nachweisen, dass die | |
Krebsfälle nicht auf Wirkungen des Atommülls zurückzuführen seien. | |
Auch CDU und FDP zeigten sich "betroffen". "Wir wissen nicht, ob es einen | |
Zusammenhang mit der Schachtanlage Asse gibt", sagte der | |
FDP-Landtagsabgeordnete Björn Försterling. "Aber wir können ihn auch nicht | |
mit Sicherheit ausschließen." Für die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW | |
sind die Ergebnisse des Krebsregisters hingegen ein "weiterer Beleg" für | |
den Zusammenhang von radioaktiver Strahlung und einem erhöhten Krebs- und | |
Leukämierisiko. | |
Das Sozialministerium in Hannover betonte, man setze darauf, dass der für | |
die Gesundheitsvorsorge zuständige Kreis Wolfenbüttel und das Bundesamt für | |
Strahlenschutz (BfS) als Asse-Betreiber die Menschen umfassend | |
informierten. | |
Das BfS erklärte, den Berichten über eine Erhöhung der Krebsfälle in der | |
Region um die Asse müsse "konsequent nachgegangen" werden. Im Vordergrund | |
stehe dabei die Frage, ob es einen Zusammenhang mit dem Betrieb des | |
Endlagers Asse geben könnte. Die Behörde werde dem Land bei der Aufklärung | |
helfen. | |
Das BfS ist seit Anfang 2009 für die Asse zuständig und hat seitdem die | |
Strahlenschutz- und Überwachungsmaßnahmen verstärkt. Dazu gehören | |
Schutzvorkehrungen unter Tage sowie die Überwachung der möglichen | |
Austrittswege von Radioaktivität. Die Überwachungsmessungen über und unter | |
Tage zeigten, "dass zum jetzigen Zeitpunkt von der Asse weder für die | |
Beschäftigten noch für die Bevölkerung eine Gefahr ausgeht", sagte ein | |
BfS-Sprecher. | |
Im Landkreis Wolfenbüttel wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, der unter | |
anderem Vertreter verschiedener Landesministerien, des BfS sowie des | |
Krebsregisters angehören. Die Gruppe will am Dienstag erstmals | |
zusammenkommen. | |
26 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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